Bilder einer Deportation
In Neustrelitz wurde ein Projekt zur Erinnerung an Kinderschicksale in der NS-Zeit gestartet
Neustrelitz. Das Berliner Anne Frank Zentrum und die Stadt Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) haben am Montag ein Projekt über Lebenswege von Kriegskindern aus der NS-Zeit gestartet. Dabei sollen Jugendliche mit Menschen ins Gespräch kommen, die die Kriegszeit als Kinder erlebt haben, erklärte Thomas Heppener, Leiter des Zentrums. Die »Generation 70plus« könne in der Region authentische Erinnerungen vermitteln. Die Inhalte sollen bis März 2013 unter anderem in Ausstellungen und Filmen umgesetzt und bei einer einer Geschichtsmeile präsentiert werden. In Ostdeutschland nehmen an dem Erinnerungsprojekt, das vom Bundesinnenministerium gefördert wird, auch Schwedt (Brandenburg) und Saalfeld (Thüringen) teil.
Zeitgleich wurde an fünf Kinder der Gruppe der Sinti und Roma erinnert, die 1943 von einem Neustrelitzer Kinderhaus aus ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und später mit Hunderten Sinti und Roma dort ermordet wurden. Die Deportation der Kinder hatte der katholische Geistliche Heinrich Kottmann (1915-1998) mit heimlichen Fotos in Neustrelitz dokumentiert. Die Bilder wurden in einem Buch zur Geschichte der Katholischen Kirche Mecklenburgs entdeckt. Sie sind nach Angaben des Dokumentationszentrums für die Geschichte der Sinti und Roma in Heidelberg das erste Dokument über die Transporte, das nicht von den Tätern selbst stammt.
Ein Neustrelitzer Rentner erforschte zusammen mit dem Doku-Zentrum das Schicksal der fünf Jungen. Zu ihnen gehörten Fritz und Paul Wagner, die nur fünf und acht Jahre alt wurden. Historikern zufolge wurde in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 das sogenannte Zigeunerlager des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau liquidiert. Zum Gedenken an das Schicksal der Kinder aus Neustrelitz wurde eine Gedenktafel mit den Namen der Ermordeten und einem Bild der Kinder enthüllt.
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