Schuldenkrise berührt Superreiche kaum
Lust auf risikoreiche Geldanlagen nimmt aber auch bei den Wohlhabenden ab
Es klingt gigantisch: 700 Milliarden US-Dollar Vermögen haben die Millionäre dieser Welt im vergangenen Jahr in den Sand gesetzt - exakt die Summe, die die Euroländer in den Rettungsschirm ESM pumpen, um das Überleben der Währungsunion zu sichern.
Doch was für die verschuldeten Eurostaaten eine enorme Anstrengung ist, ist für die Reichen ein bescheidenes Minus von 1,7 Prozent - und dürfte für die meisten verkraftbar sein. Verfügen sie doch über ein Finanzvermögen, das das Beratungsunternehmen Capgemini auf insgesamt 42,0 Billionen US-Dollar (rund 33,3 Billionen Euro) beziffert. Zum Vergleich: Die deutsche Wirtschaftsleistung betrug 2011 laut Statistischem Bundesamt 2,57 Billionen Euro.
Nach dem Wohlstandsbericht von Capgemini und der Royal Bank of Canada hat der Club der Millionäre inzwischen rund 11 Millionen »Mitglieder« - gut die Hälfte lebt in den USA, Japan und Deutschland. Jeder einzelne hat ein anlagefähiges Vermögen von über einer Million US-Dollar, im Schnitt sogar von über drei Millionen Dollar - Eigenheime, Luxusautos, Schmuck oder Gemälde nicht mitgerechnet.
Außer im Mittleren Osten mussten die Vermögenden zwar Verluste hinnehmen, nicht zuletzt wegen der Marktturbulenzen, die auch von der Euroschuldenkrise entfacht wurden. Doch während die Reichen 1,7 Prozent ihres Vermögens verloren, gab etwa der DAX 2011 um über 15 Prozent nach. Hinzu kommt, dass die Geldelite in den Boomjahren satte Gewinne einfuhr: 2010 war deren Finanzvermögen um 3,7 Billionen Dollar gewachsen, 2009 um 6,2 Billionen Dollar.
Dennoch verliert natürlich niemand gern Geld. Die momentane Unsicherheit über die politische und wirtschaftliche Entwicklung ist hoch. Das habe 2011 viele Investoren in sichere Anlagen getrieben, sagt Klaus-Georg Meyer von Capgemini Consulting: »Die Vorlieben der Investoren bewegen sich in Richtung Kapitalerhaltung durch Bargeld und festverzinsliche Anlagen.« 2012 dürfte sich das Wachstum weiter verlangsamen, während Anleger eine Lösung der Euroschuldenkrise herbeisehnen.
Doch nicht jeder der immer jüngeren Millionäre begnügt sich mit Festgeld. »Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hat viele Millionäre dazu gebracht, einen Teil ihres Investments in Kunst oder Schmuck anzulegen«, schreiben die Autoren des Berichts.
Besonders in China boome der Kunst- und Antiquitätenmarkt - mit einem Weltmarktanteil von 30 Prozent habe das Land 2011 die USA überholt. In dieser Zeit kletterte auch die Zahl der Millionäre um über fünf Prozent auf die angesichts der Einwohnermenge noch recht kleine Zahl von 662 000.
Und während sich vorsichtige Anleger über ein Plus von gut zehn Prozent beim Goldpreis 2011 freuten, konnte sich die Hände reiben, wer in Diamanten investiert hatte: Weil die Produktion konstant blieb, die Nachfrage vor allem aus Asien aber anzog, kletterten die Preise um 20 Prozent.
Doch egal ob Gold, Anleihen oder Aktien, Capgemini prophezeit: »Mit Blick auf die Zukunft werden sich vermögende Privatanleger auf andauernde Marktschwankungen vorbereiten müssen: entweder hohe Gewinne oder große Verluste.«
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