Bald kein Konsum mehr im Westen

Dresdner Genossenschaft zieht sich aus Franken zurück

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Herbst 2007 brach der Konsum Dresden erwartungsvoll in den Westen auf. Fünf Jahre später beendet die Genossenschaft das Kapitel: Die vier Läden brachten nur Verluste.

»Wir setzen uns erst einmal in Franken fest« - mit diesem Satz wehrte Roger Ulke, der Vorstandschef des Konsum Dresden, im Herbst 2007 Vermutungen ab, die Genossenschaft sei auf dem Sprung nach München. Eben war die erste Filiale in Erlangen eröffnet worden, zuvor eine im vogtländischen Plauen. Zwischen allen Städten liegen jeweils 150 Kilometer, München schien nicht mehr weit. Nordbayern indes sollte zunächst reichen. Dort wolle man ein eigenes »kleines Vertriebsgebiet« etablieren. Die Hoffnungen waren groß, die Schlagzeilen zahlreich.

Fünf Jahre später ist das Abenteuer Westausdehnung gescheitert. Zwar wurden bis Herbst 2011 noch weitere drei Filialen in Erlangen und Nürnberg eröffnet. Kunden aber kamen nicht in erhoffter Menge; die Läden schrieben anhaltend rote Zahlen. Jetzt zieht der Konsum den Schlussstrich: Man werde »die Franken-Märkte abgeben«, heißt es in einem Brief an die Mitglieder.

Die Genossenschaft war in Nordbayern mit einem Anspruch aufgetreten, der ihr in Dresden viel Zuspruch verschafft: Nicht zuletzt regionale Produkte sollten in ansprechend gestalteten Läden angeboten werden. In Franken jedoch hätten die Kunden dem von außen gekommenen Unternehmen »dies wohl nicht geglaubt«, sagte Ulke: »Unser Konzept hat nicht den Anklang gefunden, den wir uns erhofft hatten.« Zudem sei es schwer gewesen, geeignetes Personal zu finden.

Das Unternehmen musste sich deshalb nicht nur vom ursprünglichen Ziel verabschieden, bis zu acht Filialen in Franken zu eröffnen. Auch die vier bestehenden Läden werden abgegeben. Man sehe »keine Chance, die negative Situation zu verändern«, steht im Brief an die Mitglieder. Am Donnerstag übernahm ein Getränkehändler die erste Filiale, für die anderen drei werden ebenfalls neue Betreiber gesucht. Einen Termin für den kompletten Rückzug gebe es aber nicht, sagte Ulke. Mitarbeiter der bisherigen Filiale sollten »personelle Lücken« in anderen Läden stopfen; zudem sollen Beschäftigte, die aus Dresden nach Franken geschickt wurden, zurückkehren.

Für die Genossenschaft hat das bayrische Engagement erhebliche wirtschaftliche Folgen: Das Geschäftsjahr 2011 wurde mit Verlusten von gut acht Millionen Euro abgeschlossen, nachdem es 2010 noch einen Gewinn von mehr als einer halben Million gegeben hatte. Grund seien Rückstellungen, mit denen alle drohenden Verluste der fränkischen Geschäfte abgedeckt werden sollten. Er gehe davon aus, dass die Beträge »reichen, um zu begleichen, was zu begleichen ist«, sagte Ulke.

Konsequenzen hat das auch für die Mitglieder. Diese erhalten 2012 laut einem Beschluss der Vertreterversammlung erstmals seit sieben Jahren keine Dividende auf ihre Anteile. Zuletzt hatte diese in der Regel bei vier Prozent gelegen. Für 2012 geht Ulke aber wieder von einem ausgeglichenen Ergebnis aus, was aller Voraussicht nach wieder die Ausschüttung einer Dividende erlauben werde.

Trotz des unbefriedigenden Ausflugs nach Bayern will sich die Genossenschaft, die derzeit noch 36 Filialen betreibt, künftig nicht allein auf Dresden und Plauen beschränken. »Wir werden weiter expandieren«, kündigte Ulke an. Allerdings dürften neue Filialen künftig deutlich näher an Sachsens Landeshauptstadt liegen. Und um Franken, sagte Ulke, »machen wir erst mal einen Bogen«.

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