Mali im Zerfallsprozess

Kommentar von Martin Ling

  • Lesedauer: 2 Min.

Beim UN-Sicherheitsrat ist guter Rat teuer. Wie sich verhalten angesichts des fortschreitenden Staatszerfalls in Mali? Klar ist, dass auch mit der heutigen Resolution kein UN-Mandat für eine Militärintervention im Norden erteilt wird, wie es das in Malis Süden sitzende Parlament und die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS gerne hätten. Sie sehen darin die einzige Option, die territoriale Integrität des Landes wiederherzustellen und den Norden wieder zurückzuholen, der sich im April für unabhängig erklärt hatte.

Nichts spricht dafür, dass eine Militärintervention Malis Einheit wieder herstellen kann. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich daraus das Szenario eines Langzeit-Bürgerkrieges entwickeln würde, wie es in Afghanistan und Irak vorexerziert wurde. Insofern kann es nur darum gehen, sämtliche Verhandlungsoptionen auszuloten. Mit der im Norden immer stärker werdenden radikalislamischen Gruppe Ansar Dine (»Verteidiger des Glaubens«) wird das kein leichtes Unterfangen. Diese salafistische Gruppierung will in ganz Mali den »richtigen« Islam umsetzen - und was »richtig« ist, ist selbstredend keine Verhandlungssache, sondern korangegeben. Doch eins ist klar: Ohne ihre Gönner von der arabischen Halbinsel mit Katar an der Spitze wäre Ansar Dine ein Nichts. Mali hat keine salafistische Vergangenheit. Den Salafisten geht es nicht um Sezession, sondern darum, dass Mali ein radikalislamischer Staat wird. Dies über Verhandlungen abzuwenden, geht nur mit Katar und Saudi-Arabien. Der UN-Sicherheitsrat sollte das mit aller Klarheit fordern.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.