Versprechen
Kommentar von Olaf Standke
Hamid Karsai beherrscht dieses Spiel seit langem: Erst macht er klar, dass die - inzwischen abzugswilligen - ausländischen Kriegsmächte nur zwischen neuen Finanzhilfen oder dem Rückfall in die Zeiten der Taliban und Terroristen wählen könnten, und dann verspricht Afghanistans Präsident hoch und heilig, dass seine Regierung endlich für bessere Sicherheit sorgen, die Korruption bekämpfen und die Wirtschaft auch jenseits des Drogenanbaus organisieren werde. Lippenbekenntnisse. Denn passiert ist viel zu wenig, zu Lasten der Zivilbevölkerung.
Das jährliche Durchschnittseinkommen liegt bei umgerechnet nur 530 Dollar. Afghanistan ist weiter der weltweit größte Drogenproduzent und nimmt auf dem Korruptionsindex von Transparency International Platz 180 ein, von 182 Staaten. Ein Wählerverzeichnis fehlt weiter, so wie Gleichberechtigung für die Frauen. Nach wie vor können drei von vier Afghanen nicht lesen. Und allein am Tag der Konferenz starben Dutzende Menschen bei Anschlägen und Kämpfen.
Trotzdem wollen die Regierungen zwischen Washington und Berlin wieder große Summen locker machen - schon aus Eigennutz, braucht man für einen gesichtswahrenden Rückzug doch ein Mindestmaß an Stabilität, und diese dysfunktionale Regierung ist nun mal der einzige Ansprechpartner, den man zugelassen hat. Immerhin wurden die Hilfsgelder nach dem Motto »Quid pro quo« nun erstmals mit Auflagen für Kabul verbunden. In vielen Punkten aber noch immer so vage, wie Karsai es mag.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!