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Neues Ende
Alexander Winokurow / Der kasachische Radprofi gewann Olympiagold
Alexander Nikolajewitsch Winokurow ist nicht zum ersten Mal Objekt der Beschreibung in dieser nd-Rubrik. Doch nie hatte es einen für ihn so erfreulichen Grund wie diesmal: Mit 38 Jahren ist der Kasache nun Olympiasieger geworden. Nach den Spielen von London wird er seine Karriere beenden.
Das hatte er schon zweimal versucht, jeweils an Tiefpunkten seiner Laufbahn. Diesmal steht er zum Rücktritt ganz oben. »Jetzt kann ich beruhigt abtreten«, sagte er am Samstag. Der in Bischkul geborene Winokurow hat eine ziemlich zwiespältige Vergangenheit, die der Moderatorin der Sieges-Pressekonferenz offenbar unbekannt war. »Wir warten noch auf den Goldmedaillengewinner. Er ist gerade beim Doping«, sagte sie. Sie meinte die Dopingkontrolle, doch wissendes Gelächter im Saal erntete sie trotzdem.
Von den vielen Dopingfällen in der Geschichte der Tour de France war Winokurows einer der spektakulärsten. 2007 startete er als Favorit, verlor früh viel Zeit und konnte das offenbar nicht auf sich sitzen lassen. Nach zwei überragenden Etappensiegen wurde er wegen Fremdblutdopings disqualifiziert. Eine leicht zu enttarnende Methode, die offensichtliche Verzweiflung des stolzen Kasachen trat darin zutage. Ganz im Stil des stolzen Nationalhelden bestritt er jeglichen Betrug und kehrte dem Sport beleidigt den Rücken. Nach einer milden Sperre kam er wie so viele zurück. Und wie so viele gewann er schnell wieder Rennen.
Bei der Tour 2011 stürzte er und brach er sich den Oberschenkel. Weinend machte er erneut Schluss, um 2012 einen letzten Anlauf zu wagen - mit Happy End. Nach Olympiasilber im Jahr 2000 hinter seinem dopenden Telekom-Teamkollegen Jan Ullrich sollte London ein letzter Glanzpunkt werden. Es gelang. Diesmal weinte er vor Glück zur Hymne.
Am Tag des Sieges wollte Winokurow nicht mehr über 2007 sprechen. Sein Sieg sollte nicht durch unbequeme Fragen geschmälert werden. Bereut er wirklich nichts? »Damit bin ich fertig. Ich habe bewiesen, dass ich noch schnell fahren kann«, ist die Antwort, nach der nicht gefragt war. So gewinnt man kein Vertrauen. Nur Gold.
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