Gesteine als Schlüssel zur Planetengeschichte
Leben kann der neue Mars-Rover nicht nachweisen, doch Hinweise auf Wasser könnte er finden
Angefangen hat es 1877. Damals sah der italienische Astronom Giovanni Schiaparelli auf der Marsoberfläche linienartige Strukturen, die er »Canali« (italienisch für »Gräben«) nannte. Schnell wurden diese Gräben als von intelligenten Lebewesen angelegte »Kanäle« interpretiert. Seither erfreut sich der Rote Planet der besonderen Aufmerksamkeit von Forschern ebenso wie von Science-Fiction-Autoren. Die Idee von den kleinen grünen Männchen, die den Mars bevölkern sollten, erlitt dann mit den Fotos der US-Sonden »Mariner 4« (1964) und »Mariner 9« (1971) einen Rückschlag. Aus der Nähe betrachtet fanden sich keine Anzeichen von Kanälen.
Dass der Mars dennoch der interessanteste Planet unseres Sonnensystems blieb, hatte zwei Gründe. Zum einen befinden sich neben der Erde nur der Mars und die Venus auf einer Umlaufbahn, wo von der Sonneneinstrahlung her theoretisch Leben denkbar scheint, zum anderen ist die Gravitation auf Venus und Mars zumindest ähnlich wie auf der Erde. Die Venus erwies sich allerdings bereits Ende der 1960er Jahre nach Messungen sowjetischer Sonden als lebensfeindliche Hölle mit Temperaturen von 457 bis 474 °C und einem Außendruck von 90 Bar.
Im Jahr 1996 wurde die Idee vom Leben auf dem Roten Planeten neu befeuert durch die Analyse eines 1984 in der Antarktis gefunden Meteoriten, der vom Mars stammte. Darin fanden sich Strukturen, die von einigen Wissenschaftlern als Spuren fossiler Bakterien gedeutet wurden.
Bei den nachfolgenden Marsmissionen galt das Interesse folgerichtig der Suche nach Spuren solchen mikrobiellen Lebens. Bisher ohne Erfolg. Zwar wurde von den bisher gelandeten Mars-Fahrzeugen Methan nachgewiesen, doch das könnte ebenso einen rein geochemischen Ursprung haben. Auch »Curiosity« kann mit seiner Ausrüstung nicht direkt nach Leben suchen. Allerdings wurde der Landeort im Gale-Krater bewusst ausgesucht, weil die hochaufgelösten Fotos aus dem Marsorbit einen Berg aus dicken Sedimentschichten zeigen, wie Mars-Experte Ernst Hauber vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin erläutert. Hauber erwartet von »Curiosity« eine Antwort auf die Frage, ob diese Sedimente durch den Wind oder durch Wasser abgelagert worden sind. Die von der europäischen Sonde »Mars Express« dort aus der Umlaufbahn aufgespürten Ton- und Sulfatmineralien jedenfalls entstehen auf der Erde nur im Zusammenhang mit Wasser. Die ersteren als Ablagerungen in Seen, letztere verbleiben, wenn Wasser komplett verdunstet. Und so hofft die NASA, mit der bislang aufwendigsten Analysetechnik einer Planetensonde Informationen über die feuchtere und womöglich belebte Vergangenheit des Mars zu bekommen.
Mehr über die Geschichte des Roten Planeten wäre vermutlich nur herauszubekommen, wenn man Gesteinsproben vom Mars auf die Erde zurückbringen könnte. Das allerdings wäre nach Expertenschätzungen viermal so teuer wie der Flug von »Curiosity«.
Der Nachweis von Wasser auf dem Roten Planeten wäre ebenso wie die Erprobung eines Rückkehrsystems wichtig für den von US-Präsident Barack Obama für 2030 geplanten bemannten Flug zum Mars. Ob das allerdings mit dem verfügbaren Raumfahrtbudget überhaupt machbar ist, bleibt bislang ebenso unsicher wie die immer wieder gepriesene weltweite Zusammenarbeit bei einem solchen Großprojekt.
Zumal es auch in der Raumfahrt immer schwieriger wird, Geld für reine Neugierforschung locker zu machen. Darüber kann auch der Name des Mars-Rovers nicht hinwegtäuschen.
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