Am Hinterrad zu Silber
Maximilian Levy lässt im Keirin nur Lokalmatador Chris Hoy vorbeiziehen
Als Chris Hoy im Hexenkessel des Londoner Velodroms Geschichte schrieb, klebte Maximilian Levy an seinem Hinterrad. Im Windschatten des britischen Volkshelden, der mit seinem sechsten Olympiasieg zum erfolgreichsten Athleten des Königreichs aufstieg, raste der deutsche Bahnsprinter im Keirin zur Silbermedaille. Teamsprint-Olympiasiegerin Kristina Vogel hatte Minuten zuvor im Einzel den Kampf um Bronze verloren.
Levy, bereits mit dem Sprint-Team Olympiadritter, saß nach seinem Rennen ausgepumpt, aber hochzufrieden mit offenem Trikot in den Katakomben. »Ich bin glücklich. Hoy hatte auf der Innenbahn etwas mehr Geschwindigkeit, aber eine Einzelmedaille ist super. Ich habe von zweien geträumt. Das umzusetzen, ist wunderbar«, sagte der Vizeweltmeister nach der Siegerehrung.
Der Cottbuser (25) bescherte dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die dritte Medaille auf der Bahn. Mit jeweils einmal Gold, Silber und Bronze wurde die Vorgabe von Bundestrainer Detlef Uibel exakt erfüllt - aber nicht übertroffen, da Vogel ausgerechnet gegen Guo Shuang verlor. Die Chinesin hatte Vogel und deren Partnerin Miriam Welte im Teamsprint-Finale fünf Tage zuvor mit einem Wechselfehler den Sieg »geschenkt«.
Für Levy hatte der Keirin nach Wunsch begonnen, souverän und mit Übersicht löste er seine erste Aufgabe. Auch der Finaleinzug gelang ohne Zittersekunde. Im Endlauf verhielt Levy sich dann ähnlich geschickt wie bei der WM im April in Melbourne, als ihm Hoy nur um Millimeter den Titel weggenommen hatte. Levy holte die erste Medaille im Keirin seit Jens Fiedler in Sydney im Jahr 2000.
Levy setzte auch auf die gute Beziehung zum Londoner Oval, auf dem er schon beim Weltcup im Februar gut zurechtgekommen war. »Ich weiß, dass die Bahn mir liegt. Das ist schon ein gutes Omen, wobei das natürlich nicht ausreicht«, hatte er gesagt. Vielmehr war auch eine kräftige Portion taktisches Geschick nötig. Mit »Köpfchen« und »Verstand« müsse man im Keirin fahren. Levy demonstrierte dies überzeugend.
Auch Vogel hatte bis zum Halbfinale keine Schwäche gezeigt. »Alles, was sie jetzt noch macht, ist Kür«, sagte Bundestrainer Uibel deshalb zufrieden. Und dennoch musste er Vogel nach deren verlorenem Rennen um Bronze trösten.
Vom Sprecher aufgefordert, das »Dach aus den Angeln zu heben«, wollten die Zuschauer anschließend »Queen« Victoria Pendleton noch zu Gold schreien. Doch die Britin patzte wie bereits im Teamsprint, in dem sie durch einen Wechselfehler den Deutschen die Bahn in den Endlauf frei gemacht hatte. Im Einzelfinale wurde sie im ersten Lauf wegen Behinderung zurückgesetzt, im zweiten dann sprintete Anna Meares aus Australien überlegen zum Olympiasieg.
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