Ägyptens Luftwaffe greift Extremisten auf dem Sinai an

  • Lesedauer: 3 Min.

Kairo (dpa) - Ägyptens Militär hat den bewaffneten Extremisten auf der Halbinsel Sinai den Krieg erklärt. Kampfflugzeuge bombardierten am frühen Mittwochmorgen die Verstecke der Militanten und töteten nach Medienberichten mindestens 20 von ihnen.

Den Luftangriffen waren in der Nacht zuvor neue bewaffnete Attacken der Extremisten auf Militär- und Polizeikontrollpunkte nahe der Grenze zu Israel und zum palästinensischen Gazastreifen vorausgegangen. Dabei waren mehrere Sicherheitsbeamte verletzt worden.

Am Sonntag hatten Bewaffnete bei einem Überfall auf einen ägyptischen Grenzposten 16 Soldaten getötet. Danach waren einige von ihnen mit einem erbeuteten Panzerfahrzeug nach Israel eingedrungen, wo sie durch einen israelischen Luftangriff getötet wurden. Der Vorfall war der bisher schwerwiegendste seit dem Sturz des langjährigen Präsidenten Husni Mubarak im Februar 2011.

Die Luftangriffe am Mittwoch seien in der Ortschaft Scheich Suwaid in der Nähe der Provinzhauptstadt Al-Arisch, geflogen worden, berichtete das Internetportal «alahramonline». Starke Bodentruppen verfolgten zudem die Angreifer in einer gebirgigen Region südlich der Stadt. Nach Medienberichten zerstörte das Militär auch drei gepanzerte Fahrzeuge der Extremisten.

In Ägypten wird über Herkunft und Zugehörigkeit der Militanten spekuliert. Das Militär äußerte sich dazu bislang nur in Andeutungen. Demnach soll ein Teil von ihnen durch Schmugglertunnels aus dem Gazastreifen gekommen sein. Ägyptische Experten sehen aber vor allem neue einheimische, radikal-islamistische Strömungen am Werk. Im Inneren und im Norden des Sinai herrscht ein Sicherheitsvakuum, das sich seit dem Mubarak-Sturz noch verstärkte.

In dem gesetzlosen Umfeld hätten sich demnach Gruppen von Dschihadisten (Religionskriegern) etabliert, die sich an der extremistischen Ideologie und an den terroristischen Methoden der Al-Kaida orientieren. Der Zugang zu Waffen sei wiederum durch den Umsturz im Nachbarland Libyen erleichtert worden. Die zahlreichen Milizen, die während des Aufstands gegen das Gaddafi-Regime entstanden waren, hätten einen Teil ihres Kriegsgeräts an überregional operierende Waffenhändler verkauft.

Der Sinai ist zugleich auch ein beliebtes Urlaubsziel für Ausländer, so auch für Deutsche. Die Hotel- und Strandressorts liegen im Süden der Halbinsel. Sie seien durch den bewaffneten Konflikt in keiner Weise betroffen, erklärte der ägyptische Fremdenverkehrsminister Hischam Sasu am Mittwoch gegenüber «alahramonline». Die Urlauber könnten sich dort unverändert in Sicherheit fühlen, fügte er hinzu.

Angesichts der Gewalt auf dem Sinai rief Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) Israel und Ägypten zu Zurückhaltung auf. Westerwelle äußerte am Mittwoch in Berlin «große Sorge» über die jüngsten Angriffe. Dort bestehe ein «erhebliches Eskalationsrisiko». Der Minister appellierte nach Angaben eines Ministeriumssprechers deshalb an alle Seiten, entschieden gegen Terror vorzugehen, aber auch umsichtig zu bleiben.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -