Vorrang für den Artenschutz
Naturschutzbund NABU stellt Jahresbericht und Forderung für EU-Agrarreform vor
Der Chef des Naturschutzbundes NABU, Olaf Tschimpke, kann sich über das letzte Jahr freuen. »Der NABU bleibt eine starke Stimme, das macht froh und gibt uns Rückenwind«, sagte Tschimpke am Donnerstag bei der Vorstellung des Jahresberichts 2011. Rund 17 000 neue Mitglieder konnte der Verband letztes Jahr gewinnen.
Noch immer sind etliche Tierarten in Deutschland bedroht. Rund 43 Prozent der 478 heimischen Wirbeltierarten sind laut der Roten Liste des Bundesamtes für Naturschutz zurzeit gefährdet. Einige von ihnen sind auf Grund der intensiven Landwirtschaft stark bedroht; dazu zählt der Feldhamster. Unter dem Motto »Umsteuern jetzt« fordert der NABU deswegen einen Kurswechsel in der Agrarpolitik. Seine Forderungen sind die Schaffung von zehn Prozent sogenannter ökologischer Vorrangflächen in jedem Betrieb und mehr Geld für grüne Landwirtschaft. Der Entwurf der EU-Kommission zur Agrarreform sieht bislang sieben Prozent vor. Damit soll der Umweltschutz gestärkt und die Artenvielfalt auf dem Land gesichert bleiben.
Was genau ökologische Vorrangflächen sein sollen, ist derzeit noch strittig und muss auf europäischer Ebene geklärt werden. Die Auffassungen reichen von reinen Brachflächen bis hin zu nachhaltig genutzten Landwirtschaftsflächen. Für den NABU wären auch besonders naturverträgliche Ackerkulturen, zum Beispiel Mischkulturen ohne Pestizideinsatz, als ökologische Vorrangflächen vorstellbar.
Kritik an den Forderungen kommt vom Bundeslandwirtschaftsministerium, aber auch vom Deutschen Bauernverband. Dieser befürchtet, dass die Vorrangflächen zu einer Pflicht zur Stilllegung von Äckern führen. Dies würde bei einer Quote von sieben Prozent über eine halbe Million Hektar Ackerland betreffen.
Indes kann sich der NABU eine Unterstützung der Bauern bei der Schaffung dieser Ökoflächen vorstellen, etwa eine Beratung in Sachen naturverträgliche Landwirtschaft. So wünscht sich der Umweltverband die Schaffung der Vorrangflächen vor allem an Gewässerrändern.
Damit die Landwirtschaft wirklich grün wird, fordert der NABU vor allem eine ökologische Umverteilung der Subventionen. Lediglich 13,5 Milliarden der insgesamt 57 Milliarden Euro des diesjährigen EU-Agrarhaushaltes gehen in die Förderung von nachhaltiger Landwirtschaft. Der NABU fordert dafür mindestens die Hälfte des Etats.
Konventionelle Landwirtschaft soll künftig nur noch subventioniert werden, wenn ökologische Mindeststandards eingehalten werden. »Die Gesellschaft hat ein Anrecht darauf, für die Steuergelder, die sie zahlt, auch konkrete Leistungen im Natur- und Umweltschutz zu erhalten«, sagte NABU-Präsident Tschipke.
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