Zelten gegen die Bundeswehr
In Husum campten Aktivisten gegen Krieg
Ein viertägiges Protestcamp gegen Militarismus vis-à-vis zur Husumer Fliegerhorstkaserne endete ohne Zwischenfälle. Argwöhnisch aus der Distanz beäugt von Polizei und Bundeswehr gab es Vorträge unter anderem über Uranmunition und Auslandseinsätze. Neben einer antimilitaristischen Fahrradtour durch die Geburtsstadt des Schriftstellers Theodor Storm wurde auch über die Werbeauftritte der Bundeswehr an Schulen diskutiert. In Husum wurde zudem die Werbetrommel für eine Teilnahme am internationalen Aktionscamp »War starts here« vom 12. bis 17. September in der Altmark (Sachsen-Anhalt) gerührt.
Der Militärstützpunkt wächst
Die von Storm so titulierte »graue Stadt am Meer« war bereits 1935 ein bedeutsamer Wehrmachtsstandort. Heute prägt die Bundeswehr mit ihren rund 2800 Dienstposten und zwei Kasernen das Stadtbild. Haben bei der jüngsten Strukturreform des Verteidigungsministeriums sehr viele Standorte Einheiten, Truppen und Einrichtungen eingebüßt, wird Husum sogar noch gestärkt. So wird das bisher in Fort Bliss/Texas angesiedelte Ausbildungszentrum für Luftverteidigung in Nordfriesland stationiert. Das Flugabwehrlehrregiment aus dem ostholsteinischen Lütjenburg ist bereits dorthin umgesiedelt. Husum bildet künftig zudem das bundesweit einzige Spezialpionierbataillon, da der Standort im pfälzischen Speyer sukzessive aufgelöst wird.
Gerade die Spezialpioniere sind verantwortlich für die Logistik von Auslandseinsätzen und bilden damit ein entscheidendes Rädchen in der Mobilmachung für die Ausübung militärischer Mandate fernab der Heimat. »Wir kritisieren die Verharmlosung der Rolle der Bundeswehr hier in der Region«, sagt Jan Hansen von der Initiative »Militarismus jetzt stoppen«. In der Stadt, die 22 000 Einwohner hat, betrachte man die Uniformierten lediglich als einen Arbeitgeber wie jeden anderen, begründet Hansen die Notwendigkeit für solch ein Camp. Mittlerweile zum dritten Mal wurde es zur pazifistischen Aufklärung aufgeschlagen.
Militär und Rathaus laden zusammen ein
Die Antimilitaristen prangern regelmäßige öffentliche Gelöbnisse an. Ebenso kritisieren sie die Tatsache, dass Bundeswehr und Stadtspitze gemeinsam zum Neujahrsempfang einladen und man sich im Rathaus der schleswig-holsteinischen Stadt dabei insbesondere über die finanzielle Unterstützung des Militärs freut. Die Nutzung des so genannten »Girlsday« oder das kürzlich gemeinsam veranstaltete Sportfest mit den Husumer Werkstätten - die Bundeswehr lässt kaum eine Chance für ihre Imagepflege aus, berichtet Hansen.
Aktivisten werden von den Medien ignoriert
Der Weg in die lokalen Medien ist für die Bundeswehr-Gegner dagegen viel schwieriger. Viele Aktivitäten werden nach Angaben des Aktivisten Hansen einfach tot geschwiegen. Für die Antimilitaristen bleiben deshalb öffentliche Proteste auch künftig auf der Agenda.
Weiter erschwert wird der Protest der Friedensaktivisten durch Konfrontationen mit der Staatsmacht. Gegen drei Aktivisten liegen seit geraumer Zeit Strafbefehle wegen »Beihilfe« zu einer Gleisblockade gegen Bundeswehrtransporte 2008 vor.
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