Test: Bausparkassen beraten oft schlecht

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Stiftung Warentest sieht gravierende Mängel bei der Beratung von Bausparern. Eine gute Auskunft halten die Verbraucherschützer oft für einen Glücksfall. Die Beratung bei Bausparkassen lässt häufig sehr zu wünschen übrig. Fast jede vierte Beratung fiel bei einer Untersuchung der Zeitschrift »Finanztest« mit mangelhaft durch.

»Die Zahl der Fehlberatungen ist erschreckend«, sagte Stephan Kühnlenz von der Stiftung. Der Verband der Privaten Bausparkassen kündigte an, mögliche Mängel schnell zu beseitigen.

Von Januar bis April dieses Jahres waren den Angaben zufolge Tester in jeweils sieben Filialen von 22 Bausparkassen unterwegs. 18 Institute hätten sich dabei mindestens eine Fehlberatung geleistet. Knapp die Hälfte der 154 Beratungen von Testkunden bewerteten die Verbraucherschützer allerdings mit gut oder sehr gut.

Nach Angaben der Verbraucherschützer wurden die Anforderungen an die Bausparkassen in dem Test bewusst einfach gehalten: Ein Sparer benötigt 50 000 Euro für eine Modernisierung, 10 000 Euro an Eigenkapital seien vorhanden, die monatliche Belastung sollte 400 Euro nicht übertreffen.

Das Ergebnis: Viele Berater hätten die Wünsche der Testkunden schlicht ignoriert. Oft beraten Bausparkassen am Kunden vorbei. Zudem sei die Spar- oder Darlehnsrate häufig zu hoch gewesen. In einem Fall sollte der Kunde den Angaben zufolge sogar 750 Euro im Monat sparen. Das Fazit: Jede fünfte Finanzierung hätte die Kunden deutlich zu viel Geld gekostet. Gute Beratung wird so zum Glücksfall.

Der Verband der Privaten Bausparkassen kündigte an, die Hinweise genau analysieren zu wollen. »Selbstverständlich können wir nicht mit allen Ergebnissen des Tests zufrieden sein«, hieß es weiter. Allerdings sei es nicht nachvollziehbar, dass »schon eine einzige von zehn Einzelnoten einer ansonsten guten bis befriedigenden Beratung zu einer schlechten Gesamtbewertung führen konnte«.

Dies stellte auch ein Sprecher der HUK-Coburg infrage. Das Coburger Unternehmen ist eine von vier Bausparkassen, die bei der Stichprobe unterm Strich mangelhaft abschnitten - neben der LBS Rheinland-Pfalz, der Deutschen Bank Bauspar AG und der LBS Ost. Bei ihnen fielen jeweils drei von sieben Beratungen in den Augen der Tester durch. Die HUK-Coburg nannte das Ergebnis »ebenso überraschend wie enttäuschend«.

»Einzelfälle«, sagt ein Sprecher der LBS Rheinland-Pfalz zur schlechten Beurteilung. Diese Bausparkasse landete auf dem letzten Platz. Die Zahl der Testberatungen sei gering. Das Unternehmen werde versuchen, »den Dingen auf den Grund zu gehen«, kündigte der Sprecher schließlich an.

Auch die LBS Ost nimmt die schlechte Beurteilung nach eigenen Angaben »sehr ernst«. »Wir werden die Ergebnisse noch einmal auswerten und entsprechende Inhalte in der Aus- und Weiterbildung vermitteln«, so ein Sprecher. Die Deutsche Bank verwies auf die Stellungnahme des Branchenverbandes der Privaten Bausparkassen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.