Projekt »WinWin« für die Industrie

Fußball-WM 2014 und Olympia 2016: Deutsche Unternehmen setzen auf goldene Spiele in Brasilien

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach der rauschenden Olympia-Abschlussfeier in London haben nun wieder die Kaufleute das Sagen. Deutsche Unternehmen erhoffen sich von den kommenden Spielen in Brasilien Aufträge in Milliardenhöhe.

In der Vergangenheit wurden die volkswirtschaftlichen Folgen Olympias über- und die Kosten unterschätzt. Die Gewinne lagen bei den Unternehmen. Aufträge in Milliardenhöhe erwartet die deutsche Wirtschaft von der Fußball-WM 2014 in Brasilien sowie von den Olympischen Spielen zwei Jahre später in Rio de Janeiro. Das Gesamtvolumen der Olympiade in London habe nur rund 12 Milliarden Euro betragen, rechnete der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, dem »Handelsblatt« vor. In Brasilien seien es bei den Großereignissen zusammen rund 45 Milliarden Euro. Der Bundesverband deutscher Banken schätzt die Investitionsvorhaben sogar auf 55 Milliarden bis 64 Milliarden Euro.

Was noch nicht das letzte Wort sein muss: Für London waren in den Bewerbungsunterlagen 2,9 Milliarden Euro für den Neu- und Ausbau der Sportstätten kalkuliert worden - am Ende wurden es 11,6 Milliarden, die weitgehend der Staat aufbrachte. Hinzu kamen noch Investitionen in Straßen und U-Bahnhöfe sowie der Ausbau der Kontrollarchitektur. Die eigentliche Durchführung der Sportveranstaltungen wird vom jeweiligen Organisationskomitee aus TV-Geldern sowie Werbezahlungen der Sponsoren wie McDonald's und Coca-Cola bezahlt. Zu der Handvoll Top-Sponsoren für London - und wohl auch für Rio - gehört auch der deutsche Sportartikelkonzern Adidas.

Der Optimismus der Kaufleute beruht aber nicht vorrangig auf Reklamemöglichkeiten und dem Verkauf von Artikeln, die direkt mit Fußball, Leichtathletik oder Schwimmen zu tun haben. Manches Geschäft dürfte auch überraschen: »Im Vereinigten Königreich werden deutsche Handwerksunternehmen für ihre Qualitätsarbeit, fachliche Kompetenz, Präzision und Schnelligkeit geschätzt«, heißt es bei der Deutsch-Britischen Handelskammer in London.

Die Deutsch-Brasilianische Handelskammer, die von Belo Horizonte bis Vitória in einem Dutzend Großstädten präsent ist, baut ihr Olympia-Netzwerk gerade auf. Weiter ist da schon der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Das Kooperationsprojekt »WinWin 2014/2016« soll aus brasilianische Sicht zum Gelingen der Großveranstaltungen beitragen, während 120 deutsche Unternehmen hoffen, Know-how, Hochtechnologie und Dienstleistungen zu liefern. Laut BDI geht es um Branchen wie Ingenieurswesen, Maschinen- und Anlagenbau, Automobil, Umwelt und Sicherheit.

Deutsche Firmen hatten schon an den Stadien für die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine mitgebaut und Flugplätze projektiert, sie entwarfen für die WM in Südafrika Arenen und sorgten in London für gutes Licht und funktionierende Elektronik. Auch in den meisten der zwölf Stadien für die Fußball-WM 2014 dürften Technologien aus Germany eingesetzt werden. »Für Experimente fehlt den Brasilianern die Zeit: Deshalb haben besonders innovative Lösungen und Produkte, die sich bereits in der Praxis bewährt haben, eine Chance«, sagt ein BDI-Sprecher dem »nd«.

Ein Auftragsvolumen am Zuckerhut von rund fünf Milliarden Euro hält der DIHK durchaus für möglich. Einen »Runden Tisch« hat die deutsche Wirtschaft auch für die Winterspiele 2014 gebildet. Dessen Leitfrage: »Können deutsche Unternehmen von Sotschi profitieren?« Sie können. Die russischen Spiele dürften die teuersten aller Zeiten werden.

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