Jena oder Leverkusen?

Im DFB-Pokal fällt Bernd Schneider die Antwort schwer

  • Nikolaj Stobbe, SID
  • Lesedauer: 2 Min.
Bernd Schneider steht als Besucher des Ernst-Abbe-Stadions am Samstag vor einem echten Gewissenskonflikt. Vor allem sein Stammverein Jena kostet »Schnix« derzeit Nerven.

Erst der Tribünen-Eklat in Zwickau, nun das Pokalduell mit Ex-Klub Bayer Leverkusen: Bernd Schneider erlebt mit seinem alten Stammklub Carl Zeiss Jena derzeit turbulente Tage. Eigentlich wollte der 81-malige Nationalspieler nach Ende seiner Karriere 2009 etwas Abstand zum Fußball gewinnen, doch längst ist »Schnix« wieder mittendrin.

»Das war schon aufregend in Zwickau«, sagt Schneider. Der 39-Jährige hielt sich am letzten Samstag wie viele Jena-Fans im Zwickauer Sportforum auf, als die Viertligapartie zwischen Carl Zeiss Jena und dem FSV Zwickau kurz vor dem Anpfiff abgesagt wurde. Der Grund: An einer Tribüne für 800 Gästefans waren etliche Schrauben entfernt worden. Es bestand Einsturzgefahr. Die Polizei schließt Sabotage weiterhin nicht aus.

»Zum Glück wurde die Gefahr rechtzeitig erkannt«, sagt Schneider. Nach Einschätzung des früheren Mittelfeldspielers sei es absolut richtig gewesen, die Partie nicht mehr anzupfeifen. Dass eventuell Zwickauer Anhänger die Tribüne manipuliert haben, um Fans der Gäste zu schädigen, glaubt der Fußballpensionär nicht: »Trotz aller Rivalität kann ich mir so etwas nicht vorstellen.«

Carl Zeiss Jena ist für den einstigen »weißen Brasilianer« wieder zu einer wichtigen Größe geworden. Dort spielte er von 1993 bis 1998 und schaffte den Sprung aus der Jugend zu den Profis. Nach einem Jahr bei Eintracht Frankfurt ging es 1999 zu Bayer Leverkusen. Am Rhein erlebte er erfolgreiche Jahre mit dem Champions-League-Finale (2002) und zwei WM-Teilnahmen.

Kein Wunder, dass Schneider am Samstag das Ernst Abbe-Stadion besucht, wenn die beiden wichtigsten Klubs seiner Laufbahn in der 1. Runde des DFB-Pokals (15.30 Uhr) aufeinander treffen. »Ich muss es wirklich so sagen. Bei diesem Spiel schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich weiß nicht, wem ich den Sieg mehr gönne«, so Schneider.

Leverkusen wünscht er einen Sieg, damit die Rheinländer nicht ein ähnliches Fiasko wie im vergangenen Jahr erleben. Damals kassierte die Werkself in der ersten Pokalrunde eine 3:4-Pleite bei Underdog Dynamo Dresden, obwohl der Bundesligist bis Mitte der zweiten Halbzeit 3:0 geführt hatte. »Irgendwie zog sich die Misere wie ein roter Faden durch die ganze Spielzeit«, meint Schneider.

Doch auch für Jena wäre ein Weiterkommen wichtig. Der Klub benötigt nach dem enttäuschenden Abstieg in die vierte Liga dringend ein Erfolgserlebnis. Ob er selbst einmal das Ruder bei Carl Zeiss übernimmt? Das will der WM-Dritte von 2006 nicht ausschließen. Eine Zukunft im Fußball könne er sich durchaus vorstellen. »Allerdings nicht als Trainer. Aber die Arbeit als Sportdirektor finde ich schon interessant«, sagte Schneider. Die Faszination Fußball hat ihn noch längst nicht losgelassen.

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