Dürre Debatte

Kommentar von Kurt Stenger

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Klimabilanz von Bioenergie ist wegen der Abholzung von Wäldern und wegen des industriemäßigen Anbaus schlecht. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Auch dass man in Zeiten von Nahrungsmittelknappheit Getreide nicht in den Tank packen kann, hat sich längst herumgesprochen. Selbst bis zu FDP-Mann Dirk Niebel. Dabei hat der in seiner Zeit als Entwicklungsminister nicht gerade den Eindruck erweckt, als würde ihn der Hunger auf der Welt sonderlich interessieren. Mit dem Ruf nach einem E10-Stopp ging es ihm wohl darum, gegen gesetzliche Vorschriften für die Wirtschaft zu wettern und sein durch die Teppichaffäre angekratztes Image aufzupolieren. Es war absehbar, dass ihm dies Aufmerksamkeit bringen würde, denn die wegen der hohen Spritpreise wieder zornigen Autofahrer konnten E10 noch nie leiden.

Dabei ist klar: Das Nischenprodukt E10, so überflüssig und kontraproduktiv es ist, trägt relativ wenig zu den wieder drängenden Problemen bei der weltweiten Nahrungsmittelversorgung bei. Eine Einschränkung der Spekulation mit Agrarrohstoffen würde schon eher helfen, den Preisanstieg einzudämmen. Außerdem sind die schweren Dürren in diesem Jahr ein Vorgeschmack auf das, was mit fortschreitender Erderwärmung auf die Welt noch zukommen wird. Der Kampf gegen den Klimawandel müsste gerade für den Entwicklungshilfeminister im Vordergrund stehen. Statt E10-Debatten anzustoßen, sollte er den Kabinettskollegen lieber die Bioenergieziele ausreden und ihnen empfehlen, die schützende Hand von der hiesigen Autoindustrie zu nehmen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.