Ein Bonus für das Stromsparen

Französischer Gesetzentwurf will gestaffelte Preise nach Verbrauch

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 3 Min.
Frankreich macht in der Energiewende einen Schritt nach vorne. Verschwendungen sollen teurer werden.

Frankreich will sozial gerecht Strom und Gas sparen. Die französische Linksregierung hat den Entwurf eines Gesetzes vorgestellt, mit dessen Hilfe Anreize zum Energiesparen gegeben werden sollen. Danach werden die Preise für Strom und Gas je nach Verbrauch gestaffelt, wobei Sparsamkeit mit einem Bonus belohnt wird. Verschwenderischer Umgang mit Strom wird mit einem Malus bestraft.

Sowohl beim Strom, als auch beim Gas kommen zu dem für alle Haushalte einheitlichen Basispreis Zuschläge hinzu, die sich nach der Familiengröße richten und gestaffelt sind. Bleibt man im Rahmen dessen, was als Grundbedarf anzusehen ist, zahlt man den relativ moderaten »Basiszuschlag«. Verbraucht man mehr, kommt man in die Kategorie des »Komfortzuschlags« und muss schon einiges mehr bezahlen. Richtig teuer wird es, wenn man eine weitere Stufe überschreitet und in die Kategorie des »Energieverschwendungszuschlags« gerät.

Einiges Kopfzerbrechen dürfte allerdings noch die Festsetzung der Grenzwerte bereiten. Fest steht, dass dabei sowohl der Typ der Heizanlage, die mehr oder weniger verbraucht, als auch die örtliche Lage berücksichtigt werden soll, weil man in Südfrankreich weniger Heizenergie braucht als im Norden. Es erheben sich schon Stimmen, die vor Ungerechtigkeiten warnen, weil Mieter im Gegensatz zu Haus- und Wohnungseigentümern keinen Einfluss auf die Isolierung oder die Art der Fenster und damit auf eventuelle Wärmeverluste haben.

Angesichts der offenen Fragen, die erst noch geklärt werden müssen, wird das Gesetz frühestens im November verabschiedet. Damit wird es nicht vor der zweiten Hälfte 2013 oder sogar erst 2014 praktisch umgesetzt werden. Aber es ist immerhin ein Anfang, indem nicht mehr nur von der Notwendigkeit des Energiesparens geredet wird.

Das Modell der Bonus- und Malus-Preise für Energie baut auf den Erfahrungen auf, die mit dem Verbrauch des Wassers in Libourne gesammelt wurden. In dieser Stadt, die an der Mündung der Loire liegt und 25 000 Einwohner zählt, gibt es seit 2010 versuchsweise eine gestaffelte Berechnung für den Trinkwasserverbrauch.

Für 50 Kubikmeter pro Jahr, die als Grundbedarf für einen Haushalt mit vier Personen gelten, werden pro Kubikmeter nur 0,10 Euro berechnet. »Das heißt, dass jeder Haushalt jährlich 50 Kubikmeter Wasser praktisch kostenlos bekommt«, sagt der sozialistische Bürgermeister Philippe Buisson. »Wenn man mehr verbraucht, weil man sein Auto waschen, seinen Swimmingpool füllen und seinen Garten gießen will, muss man mehr bezahlen.« Der Preis klettert so stufenweise auf bis zu 0,80 Euro pro Kubikmeter. Das ist immer noch deutlich weniger als der Landesdurchschnitt.

Eingeführt wurde das System 2010 nach einer sechsmonatigen Befragung und Diskussion in der Bürgerschaft. Auf Druck der Stadt musste das private Wasserversorgungsunternehmen, der Konzern Lyonnaise des Eaux, einige Anstrengungen machen, um das Wasser zu diesen Tarifen zu liefern und trotzdem rentabel zu bleiben. Ihr Beauftragter für die Stadt, Olivier Faure, erläutert, dass dies möglich war, weil beispielsweise gezielt Wasserverluste aufgrund von undichten Stellen im Netz aufgespürt und beseitigt wurden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn in Libourne ging durch dieses neue System der Wasserverbrauch im vergangenen Jahr um zehn Prozent zurück.

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