Feine Maschen machen sicher
aufgefallen
Der Ausbau der erneuerbaren Energiequellen bei gleichzeitiger Abschaltung zentraler Großkraftwerke bedroht nach Ansicht mancher Wirtschaftsvertreter und Ökonomen die deutsche Industrie. Nicht nur wegen einer Verteuerung des Stroms, sondern auch wegen der zunehmenden Gefahr von Stromausfällen. Das Preis-Argument ist schon mit Blick auf die Verknappung fossiler Brennstoffe zweifelhaft. Doch wie steht's mit der Zuverlässigkeit? Erfreulicherweise muss man sich da nicht auf die Behauptungen der Netzbetreiber verlassen. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen haben Netze mit verschiedenen Strukturen und verschiedenen Erzeugertypen für ein ganzes Land (in dem Falle Großbritannien) simuliert. Das Modell berücksichtigt zugleich die Schwingungen aller Generatoren und Motoren im Netz.
Das wichtigste Ergebnis: Dezentrale Erzeuger und die Verbraucher synchronisierten sich in einem simulierten Stromnetz selbst. Darüber zeigt die Simulation, dass der Ausfall einer einzelnen Leitung in einem dezentral organisierten Stromnetz nicht so leicht zu einem Stromausfall im gesamten Netz führt. Bei solchen Netzen besteht nicht mehr die Gefahr eines Dominoeffekts, wie 2006, als die Abschaltung einer Hauptleitung in Norddeutschland halb Europa verdunkelte. Voraussetzung ist allerdings, dass die Leitungen genügend Kapazitätsreserven besitzen. Und natürlich eine veränderte Struktur des gesamten Netzes: Statt sternförmiger Leitungen von wenigen Kraftwerken zu den Verbrauchern muss ein feinmaschiges Netz viele Erzeuger mit den Verbrauchern verbinden.
Schaut man sich die Leitungsplanungen der Bundesnetzagentur an, fragt man sich, ob diese wissenschaftlichen Einsichten dort schon angekommen sind. Zurecht erinnert der Verband kommunaler Unternehmen daran, dass »ohne Kreis- und Bundesstraßen die Autobahnen nicht funktionieren«. Tatsächlich scheint der Weg zu stabileren Netzen über die Modernisierung der Verteilnetze (die »Kreis- und Bundesstraßen«) zu führen.
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