Der Fan sagt leise Servus
Viele Spielerwechsel und ein neuer TV-Sender zum Start der Deutschen Eishockey-Liga - Favorit ist der alte Meister
Berlins Meistertrainer Don Jackson redet vor dem ersten Bully nicht drum herum: »Es kann für uns keinen anderen Anspruch geben, als wieder Meister zu werden. Die Konkurrenten haben sich deutlich verstärkt. Sie alle wollen uns schlagen, aber wir werden uns selbstbewusst wehren.« Einig sind sich die Trainer der 14 DEL-Mannschaften, dass vor allem Vizemeister Adler Mannheim, aber auch die Hamburg Freezers, die wie der Titelverteidiger aus Berlin vom US-Milliardär Philip Anschutz finanziert werden, und die Nürnberg Ice Tigers am ehesten den Eisbären ein Bein stellen könnten.
Der fünfmalige Meister aus Mannheim meldete im Sommer einen spektakulären Transfer: Nationaltorwart Dennis Endras kehrte aus Finnland zurück und soll den Adlern Rückhalt geben. Sie hatten in der vergangenen Saison in den fünf Final-Playoffs die Eisbären zweimal geschlagen (4:1 und 2:1) und einmal erst nach Verlängerung (5:6) verloren. Trainer Harold Kreis bleibt trotzdem kleinlaut: »Die Eisbären sind die Favoriten - nicht nur aufgrund ihres Kaders, sondern auch wegen ihrer Erfolgserlebnisse, die ihnen den Rücken stärken. Wir gehören zum Kreis der Verfolger.«
Hamburg machte es ähnlich und holte Nationaltorwart Dimitrij Kotschnew nach vier Jahren aus Russland zurück in die DEL. Nürnberg, das im März erstmals seit zwölf Jahren die Playoffs verpasst hatte, ging auf die größte Einkaufstour der Vereinsgeschichte: elf Neuverpflichtungen, darunter gleich vier Spieler von der kriselnden Düsseldorfer EG - samt Trainer Jeff Tomlinson.
Bei den Eisbären hat derweil André Rankel zwar das Kapitänsamt von Stefan Ustorf übernommen, darf aber aufgrund einer Sperre aus der abgelaufenen Saison erst ab dem 23. September spielen. Rankel rechnet ohnehin mit Startschwierigkeiten: »Unsere Mannschaft hat sich verändert. Dass da noch nicht alles rund läuft, haben die beiden Niederlagen in der European Trophy gegen Hamburg gezeigt. Dennoch führt an uns kein Weg zur Meisterschaft vorbei. Wir wollen den Titel-Hattrick.«
Bei den Berlinern stellt sich zunächst aber die Frage, ob die drei neuen Kanadier Mark Katic, Matt Foy und Jamie Arniel die hochkarätigen Abgänge ersetzen können. Den Eisbären werden mit Verteidiger Richie Regehr, der mit seinen Distanzschüssen Berlin so manchen Sieg beschert hatte, Nick Angel, Denis Pederson und Stefan Ustorf gleich vier Spielerpersönlichkeiten fehlen. Letzterer steht aufgrund einer Verletzung vor dem Karriereende. Zudem sind Constantin Braun, Darin Olver und Urgestein Sven Felski noch immer nicht fit. So dürfte der Meister zum heutigen Auftakt in der heimischen Arena am Ostbahnhof (19.30 Uhr) gegen Straubing und zwei Tage später auswärts gegen Vizemeister Mannheim alle Mühe haben.
Die größten Neuheiten dieser Saison werden im Fernsehen erkennbar sein: ServusTV, dessen Besitzer, Getränkehersteller Red Bull, auch Namenssponsor des DEL-Teams in München ist, übernimmt die Spiele im Free TV. Viele Haushalte können den Sender allerdings gar nicht empfangen. Egal: 3,5 Millionen Euro zahlt der Sender für die Übertragungsrechte, eine halbe Million mehr als der bisherige TV-Partner Sky. Jeder Klub erhält 250 000 Euro.
Ein Spiel wird sonntags jeweils live gezeigt, dazu Ausschnitte der anderen Partien. Freitags gibt es die Übertragung nur im Internet kostenlos. Außerdem wird nun jedes Drittel für 90-sekündige Werbepausen unterbrochen. Die Proteste der Fans dagegen wurden von der DEL ignoriert.
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