Einseitige Elitenförderung
Kommentar von Jürgen Amendt
Langsam wird es eng für Annette Schavan. Ihr Vorhaben, dem Bund mehr Mitspracherechte und damit Gestaltungsmöglichkeiten im Bildungswesen einzuräumen, wird voraussichtlich am Widerstand der SPD-geführten Bundesländer scheitern. Damit wäre ein weiteres Reformprojekt der CDU-Ministerin vom Tisch. Es steht symptomatisch für die einseitig auf Elitenförderung setzende Bildungspolitik der ehemaligen Elite-Studentin Schavan. Sie möchte Geld in die Spitzenforschung an ausgewählten Universitäten pumpen; die SPD-Länderminister dagegen hätten gern mehr Geld vom Bund für Ganztagsschulen, frühkindliche Bildung, Förderung von Benachteiligten.
Es ist ein alter Streit, der hier erneut ausbricht. In der Politik geht es per Definition darum, Entscheidungen danach auszurichten, dass sie dem Wohl der Gesamtheit dienen. Gutwillig interpretiert, hat auch Annette Schavan das Ganze im Sinn, wenn sie auf die Stärkung der Spitze setzt. Ihre Logik: Wer die Besten zuvorderst fördert, treibt den Wettbewerb an, durch den sich schließlich alle verbessern. Das klingt gut, führt aber in der Praxis zur inzestuösen Reproduktion der Elite. Schlimmer noch: Wer das Ganze aus dem Blick verliert, zementiert soziale Ungleichheit und Benachteiligung. Die Kinder der Reichen brauchen nicht unbedingt Ganztagsschulen, die der Armen aber schon.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.