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Keine Bank für Jedermann
Noch drei Millionen Euro sollen von reichsten Frauen eingeworben werden
»Die derzeitige schlechte wirtschaftliche Lage spricht eigentlich für unser Projekt«, meint Huber. Die Konzentration auf eine Kernkompetenz sei ein Erfolg versprechendes Konzept. Große Geschäfte und eine Vielzahl von Produktangeboten strebt die neue Bank tatsächlich nicht an. Am Anfang steht der Aufbau des Einlagen- und Wertpapiergeschäfts, in der zweiten Stufe, wenn das Projekt sich gefestigt hat, werden Kredite direkt vergeben und Girokonten eingerichtet. Auch das vorsichtige Anlageverhalten von Frauen unterstütze ihr Vorhaben, sagt sie. Frauen sind ihrer Ansicht nach weniger auf kurzfristige Spekulationsgewinne ausgerichtet als Männer. Huber schätzt an Frauen auch ein Verhalten, das sie neudeutsch »Committment« nennt: Frauen würden im Allgemeinen ihre Versprechen auch halten. »Dagegen hat mir einer mal am Telefon 50000 Mark versprochen, auf das Geld warte ich noch heute«, erzählt Huber.
Das Geschäftskonzept der Bank erlaubt auch nur ein langsames Wachstum, hochfliegende Pläne, die in den vergangenen Jahren manche Bankgründung, wie etwa die Ökobank, zum Scheitern brachten, sollen der Frauenbank also nicht gefährlich werden können. Was passiert, wenn zum geplanten Starttermin im Frühjahr 2003 nicht genügend Eigenkapital vorhanden ist? Der Antrag auf die Banklizenz wird dann zu einem späteren Zeitpunkt gestellt, der enge Zeitplan, den sich Hastreiter und Huber gesetzt haben, erlaubt eine solche Verschiebung auch.
Etwa fünf bis sechs Jahre braucht es im Durchschnitt, bis eine neue Bank in Deutschland ihre Arbeit aufnimmt. Ob sich die Frauenbank einen derart langen Atem leisten kann, ist allerdings eine andere Frage. Die Kosten der Gründungsfinanzierung tragen die Gründerinnen, teils aus eigenem Vermögen, teils aus privatem Darlehen. Ungefähr 70000 Euro hat zum Beispiel Angelika Huber aus ihrem Vermögen schon beigesteuert. Sollte das erforderliche Mindesteigenkapital auch mittelfristig nicht zusammen kommen, wäre jedoch der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens unvermeidlich. Die Gründerinnen sind aber überzeugt, dass es dazu nicht kommen wird. Nach der Veröffentlichung des Emissionsprospektes, der es ermöglicht, verbindlich Aktien und stille Beteiligungen zu zeichnen, sind jetzt offensive Werbekampagnen geplant. Unter anderem sollen durch eine Briefaktion die reichsten Frauen Deutschlands für eine Aktienzeichnung gewonnen werden. Zehn Millionen Euro Grundkapital ist das Wunschziel, damit die Bank mit einer gesunden Basis starten kann.
Die Zukunft wird zeigen, ob potenzielle Anleger/innen, Millionärinnen oder nicht, den Kauf von Aktien trotz der schlechten Wirtschaftslage nicht scheuen. Eine neue, kreative Geschäftsidee ist die künftige Frauenbank allemal. Und Vorbilder, wie die Sewa Bank in Indien und die Grameen Bank in Bangladesh, die sich allen Unkenrufen zum Trotz mittlerweile etabliert haben, arbeiten seit Jahren erfolgreich.
Frauen mit eigenem Geld
Feminine Geldgeschäfte
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