Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Im Kindertheater: Teufels Haar – des Bauern Glück

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Utopie von einer glücklichen, friedfertigen, gerechten Welt lebt in diesem Stück weiter. Die Soldaten, werfen Uniformjacken und Waffen von sich, Prinzessin und Thronnachfolger streuen den Goldschatz unters Volk, alle wiegen sich und tanzen zu frohen Klängen (Musik: Dietmar Staskowiak) – optimistische Botschaft der jüngsten Premiere am Berliner Theater der Freundschaft.

Renate-Louise Frost inszenierte das Grimmsche Märchen „Der

Teufel mit den drei goldenen Haaren“ in der Fassung des in Frankfurt/Main lebenden Zeichners und Schriftstellers Friedrich Karl Waechter. Es ist dies eine in der Sprache Waechters äußerst verdichtete Formel der Geschichte vom Bauernburschen, dem es gelingt, dem Teufel die besagten Haare zu klauen. Knappe Dialoge, abrupte Übergänge, Poesie der Bilder.

Die Menschen auf der Bühne scheinen nicht von dieser Welt. Das beginnt mit der Wiederbelebung

des Bauernburschen Wenzel durch des Teufels Großmutter, findet seine Fortsetzung in dem makabren Versuch Wenzels, zwei andere Gehenkte ins Leben zurückzurufen, und verwirrt sich in der Räuberhöhle, wo Grufti-Kult und orientalisches Säbelrasseln eine merkwürdige Mischung eingehen. Zauberhaft stimmig dann das Hochzeitsgelage am Königshof, der graziöse Umgang mit dem zur Zeremonie erstarrten Vorgang des Essens, Trinkens, Tanzens. Marie-Louise Frost baut opulente Bilder, die

Phantasie produzieren helfen. Und das ist nötig im fernsehtraktierten Alltag der Kinder.

Mir scheint aber, daß das Theater seinem Publikum doch etwas zur Hand gehen sollte. Das Programmheft mit Hieronymus-Bosch-Abbildungen mag ein Schmeckerchen für manchen Erwachsenen sein, die Kinder sollten etwas mehr erfahren: vielleicht über Waechter, die Brüder Grimm, oder über den oder jenen Schauspieler.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.