Im Roten Salon der Berliner Volksbühne wurde am Sonntag der diesjährige Rosa-Luxemburg-Preis der ebenfalls nach der Sozialistin benannten PDS-nahen Stiftung verliehen. Ausgezeichnet wurden die Initiative Berliner Bankenskandal, die Friedenskoordination Berlin und indymedia Deutschland.
Während der Preis im Jahr 2001 an Einzelpersonen verliehen wurde, ehrte die unabhängige Jury um den Berliner Professoren Elmar Altvater in diesem Jahr Organisationen, die sich in sehr verschiedenen Formen, aber gleichermaßen engagiert mit der Frage »Was ist Gemeinwohl in Zeiten der Globalisierung und wie lässt es sich verwirklichen?« praktisch auseinander gesetzt haben. Für Preis nominierte die Jury folgerichtig die »Initiative Berliner Bankenskandal« sowie zu gleichen Teilen die »Friedenskoordination Berlin« und »indymedia Deutschland«.
Evelyn Wittich, Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung, würdigte einleitend das Wirken der drei für den Preis nominierten Organisationen als »Bewegungen im Geiste unserer Namenspatronin«. Schließlich handele es sich bei ihnen durchweg um Initiativen, die sich für »Emanzipation, Selbstbestimmung und die Übernahme der Macht in die eigenen Hände« stark machen.
Ähnlich äußerte sich Professor Altvater in seiner Laudatio: »Alle Preisträger haben sich für die Verteidigung allgemein bedeutender Güter wie Frieden, das Recht auf freie Information, sowie die gerechte Verfolgung krimineller Machenschaften« engagiert und versucht, eine dementsprechende Öffentlichkeit zu schaffen.
Ein unausgesprochenes Geheimnis blieb jedoch, dass die Entscheidung der Jury, die »Initiative Berliner Bankenskandal« für den ersten Platz des Rosa-Luxemburg-Preises zu nominieren, nicht unumstritten war. Vor allem in den Reihen der Berliner PDS hatte es hinter vorgehaltener Hand durchaus Kritik an dem Votum der Jury gegeben. Dies dürfte jedoch nicht weiter verwundern, hatte doch die Initiative immer wieder auch das Verhalten der PDS in der Berliner Landesregierung scharf kritisiert.
So nutzte auch Prof. Peter Grottian, Politologe an der Freien Universität Berlin, der den Preis für die Initiative entgegennahm, seine Dankesrede, um festzustellen, dass die Stiftung hier jemanden für ein Handeln auszeichne, das die »PDS in ihrer staatstragenden Rolle völlig anders« sehe.
Bereits zu Beginn der Preisverleihung hatte Evelyn Wittich in Anspielung auf die interne Kritik festgestellt, dass man »zwar um kritische Äußerungen zur Entscheidung der Jury« wisse, sich jedoch »der, der nichts tut«, zumindest vorwerfen lassen müsse »nichts für das Gemeinwohl versucht und getan zu haben«.
Für die »Friedenskoordination Berlin« nahmen Laura von Wimmersperg und Fritz Teppich den Preis entgegen. Dabei verwiesen sie auf die Notwendigkeit, sich auch nach dem Ende des Irak-Krieges weiterhin für den Frieden zu engagieren. In ihren Dankesworten hob die engagierte Friedensaktivistin von Wimmersperg mit bewegenden Worten das Wirken des 84-jährigen Fritz Teppich hervor, der die Berliner Friedenskoordination mitgegründet und in den über 23 Jahren seiner Mitarbeit »stark geprägt« habe.
Zwei Mitarbeiter des globalisierungskritischen Internet-Netzwerkes »indymedia Deutschland« unterstrichen in ihren Dankesworten das lebensnotwendige Recht auf Informationsfreiheit und kritisierten die zunehmende staatliche Repression gegen ihr Projekt.
Künstlerisch abgerundet wurde die Veranstaltung, an der rund 100 Gäste teilnahmen, mit einer Performance von Klaus Schönberger und MC Orgelmüller unter dem Motto »Va Banque - Bankraub, Theorie, Praxis, Geschichte«.
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