Verschwundene Boeing aufgetaucht

Kanadischer Pilot entdeckte das Flugzeug übermalt in Guineas Hauptstadt

  • Rainer Rupp
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Rätsel um die auf geheimnisvolle Weise vom Flughafen Luanda in Angola verschwundene Boeing 727 ist offensichtlich gelöst. Das seit 25. Mai vermisste Transportflugzeug hatte in den USA fast eine Panik ausgelöst. Insbesondere, nachdem bekannt geworden war, dass in der Zeit, als die Taliban in Kabul noch an der Regierung waren, das Flugzeug von einer afrikanischen Firma zum Transport nach Afghanistan benutzt worden war. CIA und NSA arbeiteten auf Hochtouren. Aber selbst das genaueste Studium aller US-Satellitenaufnahmen des afrikanischen Kontinentes konnte keinen Aufschluss darüber geben, wo das Flugzeug abgeblieben war. CIA-Agenten wurden beauftragt, persönlich das Umfeld aller afrikanischen Start- und Landepisten mit einer für die Boeing 727 notwendigen Minimallänge von 2000 Metern in Augenschein zu nehmen. Zugleich kursierten in den USA bereits die wildesten Gerüchte über neue Selbstmordbomber. Angesichts zunehmender innenpolitischer Kritik am Überfall auf Irak kam der Bush-Administration die neue Angstwelle durchaus gelegen, mobilisiert sie doch Unterstützung für ihren weltweiten »Krieg gegen den Terror«. Dennoch wurde auch der Alarm wegen der verschwundenen Boeing auf eine ebenso banale Weise entkräftet, wie so andere Hiobsmeldungen zuvor - von der Warnung über die »schmutzige Atombombe« bis hin zum »möglicherweise unmittelbar bevorstehenden Angriff mit biologischen Waffen«, der in den US-Großstädten massenhaft die Bevölkerung dazu veranlasst hatte, ihre Türen und Fenster mit Klebestreifen abzudichten. Vor einer Woche entdeckte nun der kanadische Pilot Bob Strother durch Zufall die verschwundene Boeing in Conakry, der Hauptstadt von Guinea. Das Flugzeug war übermalt worden und trug die neue guineische Zulassungsnummer 3XGOM. Allerdings waren die Malerarbeiten derart schlecht ausgeführt worden, so dass zumindest die beiden letzten Ziffern der alten Zulassung N844AA auf dem Seitenruder des »verschwundenen« Jets noch gut zu erkennen waren. Nach Aussagen von Pilot Strother gibt es keine Zweifel, dass es sich hier um ein und dasselbe Flugzeug handelt. Die Boeing transportiere jetzt Güter zwischen Beirut und Conakry. Damit sollte Chris Yates, der zivile Flugsicherheitsexperte der britischen Luftfahrtpublikation, »Jane's Aviation«, Recht behalten. Für die amerikanische Panik hatte er keinen Grund gesehen. »In der zwielichtigen Welt des afrikanischen Luftverkehrs, einschließlich Diamanten- und Waffenschmuggels« würden Flugzeuge nur selten richtig registriert, hatte er zu bedenken gegeben.

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