- Sport
- Steht der Radsport in Forst vor dem Aus? / Cheforganisator arbeitslos / Betonpiste im jämmerlichen Zustand
Ohne Friedrich rollt nichts
Der Radsport in Forst steht vor einem möglichen Aus. Und das zu einem Zeitpunkt, wo die Jahreshauptversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) in Bremen vor wenigen Wochen der Zeitfahrroute entlang der Neiße den Status einer Standardstrecke verliehen hat. Allein im kommenden Jahr sollen alle Deutschen Meisterschaften im Zeitfahren, mit Ausnahme des Bergzeitfahrens, in Forst stattfinden. Dazu kommen internationale Höhepunkte wie der traditionelle Olympiapreis im 100-km-Mannschaf tsfahren. Machbar ist das nur mit professionellem Management. Und genau hier liegt das Problem.
Der erfahrene Organisator Otto Friedrich, zugleich Geschäftsführer des Brandenburgischen Radsportverbandes, ist seit dem 1. Januar 1993 arbeitslos. Am 15. November vergangenen Jahres war seine ABM-Stelle ausgelaufen. Das Geld für eine Weiterführung der Stelle hat der Landessportbund (LSB) Brandenburg derzeit nicht.
Doch auf die Idee, die Organisation aus der Hand zu geben, kam Otto Friedrich nicht. „Wenn ich hier aufhöre, geht wohl der gesamte Radsport in Forst kaputt“,, denkt Fried-
rich, der ja auch noch als Vizepräsident des Brandenburgischen Radsportverbandes agiert. Also kämpft der 52jährige Organisator mit 250 Mark Arbeitslosengeld in der Woche weiter um den Erhält des Radsports in Forst.
Erst vor wenigen Tagen war Friedrich noch einmal beim LSB in Potsdam, um Geld für einem mögliche Weiterführung seiner Tätigkeit zu erwirken. „Doch die Kasse ist leer, es führt kein Weg zu einer halbwegs bezahlten Einstellung“, sagt der Unentwegte. „Doch auf die Dauer geht das
natürlich nicht. Alle wollen Spitzenradsport hier in Forst haben, aber möglichst ohne Geld.“ Mit „alle“ meint Friedrich nicht nur den BDR, sondern auch die Stadtverwaltung in Forst. Die Neiße-Stadt möchte den Ruf als Radsport-Hocliburg nicht abgeben.
Noch in diesem Jahr sind auf der Standardstrecke Forst - Eichwege - Forst bedeutende Straßenrennen angesetzt. Dazu zählt der 30. Internationale Olympiapreis über 100 km am 4. Juli. Etwa 15 Nationen wollen sich hier traditionell einem WM-Test unterzie-
hen. Forst wird außerdem für die Nationalteams der Schweiz und Australiens für Trainingslager genutzt.
Zudem gibt es noch zwei internationale Bahnrennen auf der Forster Betonpiste. Doch die ist derzeit nach den Worten von Friedrich „in einem jämmerlichen Zustand“. Auch für den Straßenkurs sind für die Zukunft erhebliche Verbesserungen nötig. Bis 1995 sollen neue Beläge auf die Straße kommen. Derzeit gibt es nur noch Streit um die Zuständigkeit für 115 m Anfahrt zur Brücke über die Autobahn. „Dann können hier wieder die schnellsten Zeiten der Welt erzielt werden“, so Friedrich. HAJO SCHULZE
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