Kinderarbeit in Polen
Jede zweite Familie an der Armutsgrenze
Warschau (ddp/ADN). Zehntausende Kinder in Polen arbeiten. Sicherlich suchen sich viele Minderjährige aus eigenem Antrieb einen Job, um etwas zum Taschengeld dazuzuverdienen. Doch eine ganze Reihe ist zur Arbeit gezwungen, entweder weil die Eltern zuwenig Lohn bekommen oder erwerbslos sind. Jede zweite Familie mit mehr als zwei Kindern lebt heute an der Armutsgrenze oder darunter
Arbeitende Minderjährige gehören in Polen heute schon fast zum normalen Stadtbild. Große Supermärkte wie etwa die „Billa“-Läden in Warschau, so berichtete die „Rzeczpospolita“ dieser Tage, stellen gerne Minderjährige ein. Sie dürfen einfache Arbeiten zu kleinen Löhnen verrichten oder auf Märkten alles Mögliche verkaufen, womit sich Geld verdienen läßt. Dies geht, wie Eltern und Lehrer feststellen müssen, immer öfter auf Kosten des Schulbesuchs.
Die genaue Zahl der arbeitenden Minderjährigen läßt
sich nicht ermitteln. Kinderarbeit ist in Polen zwar nicht verboten, aber auf sechs Stunden begrenzt und nur für leichte Arbeiten erlaubt. Das wird, nach Angaben der Staatlichen Arbeitsschutzinspektion, immer öfter mißachtet. In jedem zehnten Betrieb mußte bei Kontrollen bemängelt werden, daß die Jugendlichen nicht unter Aufsicht qualifizierter Personen arbeiten und vielerorts ohne Schutzkleidung anzutreffen waren. 13 Prozent der Firmen verweigerten den jungen Beschäftigten den Lohn oder setzten ihn eigenmächtig herab.
Ein Kapitel für sich ist die Kinderarbeit auf dem Dorf. Vor und nach der Schule haben die Bauernkinder in der von Familienwirtschaften dominierten Landwirtschaft auf Hof und Feld zu arbeiten. Ferien fallen für viele dieser Kinder aus. Geld sehen die meisten nicht, die Eltern sind froh, wenn sie überhaupt über die Runden kommen.
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