Schluß mit der Paarlauf-Herrlichkeit
Die Eiskunstlaufsaison steht für die deutschen Duos unter keinem guten Stern
Anna Hübler/Heinrich Burger 1. Olympiasieger
Am 29 Oktober vor 86 Jahren wurden die ersten Olympiasieger im Wintersport ermittelt. Dies geschah am Ende der Spiele der IV Olympiade, die am 27 April in London eröffnet worden waren. Eiskunstlauf war der Nachzügler. Im damaligen England war „Wintersport“ nicht unbedingt an Schnee und Eis gebunden; dazu zählten Fußball, Hockey, Hallen-Tennis, Boxen und eben Eiskunstlauf. Die Herzogin von Bedford gab die Genehmigung, daß die Kunsteisbahn des Prince's Skating Club für die Spiele benutzt werden durfte. Sie hatte immerhin schon die Maße 62 x 16 Meter.
Erster deutscher Olympiasieger im Wintersport - erst 1924 fanden die I. Olympischen Winterspiele statt - war das Eiskunstlaufpaar Anna Hübler und Heinrich Burger aus München. Das Duo hatte sich bereits im Februar des Jahres 1908 mit dem erstmals vergebenen Weltmeistertitel ehren lassen. Zwei Jahre später liefen beide noch einmal zum WM-Gold. Das Paarlaufen wurde also mit deutschen Erfolgen international salonfähig. 1936 begann der Siegeszug von Maxi Herber (München) und Ernst Baier (Zittau) - die bereits 1935 Europameister waren - mit Olympia- und WM-Gold, den erst der Krieg stoppte.
Dann kam eine ganze Weile aus deutscher Sicht nichts, und dann kamen in den 60er Jahren Marina Kilius und Hans-Jürgen Bäumler, die zwar nie Olympiasieger, jedoch zweimal Welt- und sechsmal Europameister waren. Fortan zählten deutsche Paare - vorwiegend aus der Eiskunstlaufschule der DDR - mit zu den Medaillenkandidaten bei internationalen Meisterschaften. Letzmals stand mit den WM- und EM-
Zweiten Mandy Wötzel und Ingo Steuer aus Chemnitz 1993 ein deutsches Doppel mit auf dem Siegerpodest. Dieser Höhenflug gelang den beiden bereits im zweiten gemeinsamen Winter, wo andere Paare ein halbes Jahrzehnt brauchen. Der Olympiawinter 94 bremste aber ihren Höhenflug (Olympia nach Sturz von Mandy unplaziert, EM-5., WM-4.).
Nun ist Schmalhans Küchenmeister bei den Paaren. Wötzel/Steuer mußten nach einer Knieoperation Mandys im Spätsommer bis Anfang diesen Monats pausieren. Ihr erster Start ist beim Nations-Cup vom 24. - 26. November in Gelsenkirchen vorgesehen. Für andere Paare, die uns durch den Winter begleiteten, ist hingegen die Zeit abgelaufen. Peggy Schwarz und Alexander König beendeten ihre Laufbahn, weil Peggy ein Baby erwartet. Sie lebt mit dem FC Berlin-Fußballer Heiko Brestrich zusammen. Alexander König hat sich für den Trainerberuf entschie-
den. Der gelernte Koch wurde in Stuttgart zunächst als Interimstrainer angestellt.
In Chemnitz gaben auch Anuschka Gläser und Axel Rauschenbach auf. Den Deutschen Meistern wurden mit Rang 14 bei der WM ihre sportlichen Grenzen aufgezeigt. Beide haben keine abgeschlossene Berufsausbildung; Trainerin Monika Scheibe empfahl ihnen also, sich vor allem auf einen Beruf zu konzentrieren. Für Axel Rauschenbach hat sich die Lebenssituation ohnehin verändert. Er hat Olympiasiegerin Annett Pötzsch geheiratet, Töchterchen Cindy ist neun Wochen alt.
In Berlin küren noch Mandy Hannebauer und Marno Kreft über das Eis. Eigentlich erstaunlich, denn zu Saisonbeginn waren die beiden aus dem Auswahlkader gestrichen worden. Keine Perspektive, hieß die Begründung. Nun wird das Duo, das mit der Jetzt-erstrecht-Motivation trainiert.
wohl doch eine haben. Denn bei den Europameisterschaften im eigenen Land (29 Januar - 5. Februar in Dortmund) wird sich die Deutsche Eislauf-Union (DEU) die Blöße nicht geben wollen, im Paarlauf kaum vertreten zu sein. In Dortmund hatten übrigens Sabine Baess und Tassilo Thierbach 1983 das DT)R-
deutsche laufgold
womien.
Paarge-
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.