Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • Kultur
  • Suhler Porzellan: Höchstpreise in Amerika, vergessen in Europa

Kunst oder Kitsch?

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Experten sind sich nicht sicher, ob Porzellan aus Suhl eher der Kunst oder doch eher dem Kitsch zuzuordnen ist. „Als ich das erste Mal in unser Magazin schaute, habe ich auch gestöhnt“, gibt die Leiterin des Suhler Waffenmuseums, Elisabeth Krämer, zu. Zu einem endgültigen Ergebnis ist sie nicht gekommen; als zeitgenössische Strömung und wirtschaftsgeschichtlichen Fakt ordnet sie die Gründerzeitexponate in jedem Fall ein. Zur Erinnerung an den 90. Todestag des Porzellanfabrikanten Leberecht Reinhold Schlegelmilch präsentiert das Museum in den kommenden acht Wochen etwa 20 Prachtstücke der Suhler Porzellanzeit.

Zwar ist der sogenannte Porzellan-Scherben sehr fein und transparent, dafür harmonie-

ren Form und Dekor eher selten. Schwülstige Abziehbild-Allegorien auf dem Porzellan sind mit handgemalten Rändern umgeben. Kitsch ist aber Geschmacksache, und gerade in Amerika gibt es keine Berührungsängste. Bei Auktionen überbieten sich die Sammler dort mit Höchstpreisen. 12 000 Dollar werden für eine mittelgroße Amphore bezahlt. Mehrere Bildbände und historische Abhandlungen wurden in englischer Sprache publiziert.

Grund für den Suhl-Boom in den Staaten: die Schlegelmilchs produzierten zwischen 1861 und 1937 vorwiegend für den Export. Das meiste ging in die USA, nach Kanada und in englische Kolonien. „Suhler Porzellan ist in Amerika zum Symbol der Erinnerung an die Generation der Großeltern ge-

worden , berichtet Frau Krämer

In den Vereinigten Staaten hat Porzellan aus Suhl einen größeren Bekanntheitsgrad als die berühmten Stücke aus Meißen. Seit 1985 gibt es dort die International Association of R.S. Prussia Collectors - ein Sammlerclub mit 1000 Mitgliedern, der sich auf Gebrauchs-und Zierporzellan der drei Schlegelmilch-Fabriken (Erdmann, Reinhold und Karl Schlegelmilch) aus Suhl spezialisiert hat. Auf dem europäischen Markt spielt Schlegelmilch-Porzellan jedoch gar keine Rolle, und in Suhl selbst stehen massenhaft Stücke vergessen in alten Schränken und auf Dachböden. 300 Stücke besitzt das Waffenmuseum.

ddpADN/ND

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -