- Politik
- Zur Sache Drittes Neonazi-Waffenlager in Wesel:
Keine Verbindungen zum Mörder Lemke?
Zwischen Castrop-Rauxel und Schermbeck im Kreis Wesel, hat die Polizei jetzt die dritte „nationale autonome Zelle“ ausgehoben. Gegen 49 der Fortführung der verbotenen FAP Verdächtige wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Besonders brisant: Hier hatte auch der 27jährige neonazistische Mörder Thomas Lemke sein Unwesen getrieben, der seit dem 17 März in Haft ist.
Die beiden ersten Banden, die wie die nun entdeckte Gruppe zur „Kameradschaft Recklinghausen“ zählen, waren im Februar in Oer-Erkenschwick und Recklinghausen-Herten aufgeflogen. Wie in den ersten Fällen habe auch die nunmehr entdeckte Gruppe ihr Ziel in der „Verbreitung nationalsozialistischen Gedankengutes und Aktionen gegen ausländische Mitbürger“ gesehen, sagte Oberstaatsanwalt Günter Rüter von der zuständigen Dortmunder Schwerpunktstaatsanwaltschaft gegen Rechtsextremismus. Wieder wurden umfangreiche Waffenlager gefunden. Die einzelnen Teile der FAP-Nachfolgeorganisation bilden eine „Kameradschaft“, die in „nationalen autonomen Zellen“ gegliedert sind. Die größten „Zellen“ fanden sich in Dorsten und Schermbeck, und als ihr Kopf wurde die berufslose Melanie D., 17 Jahre alt und wegen Volksverhetzung und schwerer Körperverletzung vorbestraft, ausgemacht. Sie steht in engem Kontakt zu Dieter Riefling und Frank Reber aus dem Raum Recklinghausen, die .dort die FAP-„Kamerad-! Schaft“ leiten:^ *'i“-i'oH<. i
Kontakte zu dem aus dem Raum Gladbeck-Dorsten stammenden mehrfachen Mörder Thomas Lemke mochte die Staatsanwaltschaft Dortmund nicht bestätigen. Die mit Lemke be-
faßte Staatsanwaltschaft Essen teilte hingegen kürzlich mit, unter den Hunderten von Telefonnummern, die bei Lemke gefunden wurden, hätten sich auch zahlreiche Adressen von Angehörigen der „Nationalen autonomen Zellen“ jenes Gebietes befunden. Seine Kontakte zur NSDAP-Aufbauorganisation in den USA wurden bestätigt, hingegen gebe es 1 seit 1993 seitens der deutschen Neonazis keine Erwiderung auf Kontaktversuche Lemkes, sagte Mordkommissionsleiter Becker
Gegenüber Freunden hatte Lemke geprahlt, viele „Linke“ umgebracht und vergraben zu haben. Da er mindestens fünf Morde zugegeben, aber nur drei Tatorte und Opfer exakt benannt hat, suchte die Polizei nach weiteren Opfern. Ein Sprecher der Mordkommission gegenüber „Neues Deutschland“. „Sonst suchen wir immer Täter, nun mußten wir auch Opfer finden.“ Allerdings bislang ohne Erfolg. Es bleibt abzuwarten, ob die Morde Lemkes auf Zusammenhänge mit neonazistischen Kräften ermittelt werden.
Daß es solche Zusammenhänge gibt, ist unbestritten, hat doch die „Hilfsgemeinschaft Nationaler Gefangener“ immer wieder die Aufrufe Thomas Lemkes verbreitet, „stark“ und zu jedem Opfer bereit zu sein. Sie hatte ihn gar 1992 zum „Gefangenen des Monats“ erklärt. Die „Deutsche Liga“, eine rechtsextremistische Kölner Organisation, der Lemke angehört haben soll, hat inzwischen eine Mitgliedschaft Lemkes bestritten. ^Zufrieden äußerte, -.aich-Staatsanwalt Christian Gutjahr darüber, daß von den vier Todeskandidaten, die auf einer von Lemke gefertigten Todesliste standen, drei noch leben; einer jedoch ist unter den Ermordeten.
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