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Delphine blasen Ringe ins Wasser

Nicht Dressur, sondern eigener Spieltrieb läßt die Meeressäuger bizarre Luftgebilde produzieren Von Siegfried Neumann

  • Lesedauer: 2 Min.

Delphine gelten den Menschen schon seit der Antike als besonders intelligente Tiere. Die bei vielen Arten ausgeprägte Neigung der Tiere zum Spielen hat sie - zu ihrem eigenen Schaden für Betreiber yon Meeres-Zoos als Showtiere interessant gemacht. Dabei kann leicht der Eindruck entstehen, die Kunststückchen, die man in solchen Delphinarien sieht, seien einfach Dressurleistungen.

Doch offenbar haben die Delphine den meisten Tieren einiges voraus: Sie erfinden virtuose »Zirkusnummern« selbst. So beobachteten Mitarbeiter eines Delphin-

Forschungsprojektes der Umweltschutzorganisation »Earthtrust« auf Hawaii Tümmler bei besonders ausgefallenen Tricks: Die Meeressäuger bliesen im Wasser Luftringe, veränderten sie mit den Flossen zu Spiralen und komplizierteren Gebilden und spielten mit ihren vergänglichen Kunstwerken. Mehr noch mitunter forderten sie die Menschen erkenntlich auf, in ihrem Element etwas Ähnliches zu tun.

In Spektrum der Wissenschaft (10/96) beschreiben der Biologe Ken Märten und seine Kollegen das ungewöhnliche Spiel ihrer Studienobjekte. Nicht nur können etliche Tiere große Luftblasen so aus dem Atemloch auf dem Kopf ausstoßen, daß sie zu Ringen verwirbeln, durch die sie dann hindurchtauchen; manche vermö-

gen auch zwei solche Ringe beim Aufsteigen zu einem noch größeren zu vereinen. Sie bringen es sogar zustande, solche Reifen quer durchs Wasser, ja selbst schräg nach unten driften zu lassen. Dazu erzeugen sie zunächst mit der Fluke genannten Schwanzflosse einen in die gewünschte Richtung treibenden unsichtbaren Wasserwirbel, den sie aber präzise mit ihrem Sonarsystem orten und blasen dann Luft hinein, die sich durch den Sog ringförmig verteilt.

Nicht jeder der Delphine beherrscht solche Kunststücke. Aber manche Artgenossen werden dadurch animiert, mitzutun und ausgefeiltere Wirbel- und Blastechniken auszuprobieren und längere Zeit zu üben. Kennzeichnend für die Spielfreude ist vor allem, daß die Tümmler sich solche Fertigkeiten von ihren menschlichen Pflegern nicht antrainieren lassen.

Dafür reagierten sie prompt, als die Forscher hinter dem Aquariumfenster Seifenblasen aufsteigen ließen. Nur überschätzen sie offenbar die Menschen: Sie führten ihnen nämlich auch Wasserwirbel ohne Luft darin vor, die nur sie zu erzeugen und zu orten vermögen.

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