Späte Wahrheit über
Spionage Flug KAL 007 Nach 13 Jahren: US-Information-Agency-Direktor enthüllt Lügen über Abschuß der Korea-Boeing Von Horst Hoffmann
In der Nacht vom 31. August zum 1. September 1983 düste eine Boeing 747 der Korean Air Lines mit 269 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord - darunter der USA-Kongreßmann McDonald - von New York über Anchorage in Alaska nach Soul. Einer von jährlich 12 000 Flügen über Pol und Pazifik. Doch die Maschine mit der Flug-Nummer 007 wurde über sowjetischem Territorium abgeschossen. Alle Insassen starben. Die Katastrophe ereignete sich am Weltfriedenstag, in einer heißen Phasen des Kalten Krieges. Fünf Monate zuvor hatte USA-Präsident Reagan das Sternenkriegsprogramm SDI verkündet. Vier Monate später begann die Stationierung neuer Atomraketen in Europa.
Bis zu diesem Zeitpunkt gab es 32 Abschüsse von Passagiermaschinen durch Streitkräfte verschiedener Länder. Doch keiner dieser tragischen Fälle löste auch nur annähernd eine solche Woge von Haß, Hetze und Hysterie aus, wie der des KAL-Jumbos. Die für die Flugführung hauptverantwortlichen USA behaupteten, die Maschine sei wegen technischer Fehler vom Kurs abgekommen und von den Sowjets ohne jede Warnung abgeschossen worden. Moskau gab erst nach Tagen den Abschuß zu und erklärte, die Boeing 747 für ein Spionageflugzeug gehalten zu haben, das ohpe Positionslichter über strategisch wichtige Gebiete geflogen sei und auf keine Warnungen reagierte. Tatsächlich betrug die Kursabweichung 500 km, und die Überfliegung sowjetischen Territoriums erfolgte mehrmals.
Am 6. September 1983 wurde vor dem UN-Sicherheitsrat in New York ein Film der US-Information Agency vorgeführt, der die Schuld Moskaus dokumentieren sollte. Seine weltweite Ausstrahlung trieb die Empörung auf den Siedepunkt. 13 Jahre später meldete sich nun der Produzent des Streifens, Alvin A. Snyder, zu Wort, der damals Direktor des Fernsehprogramms dieser Behörde war und vom State Department die Unterlagen der amerikanischen Spionagestationen erhielt, die nahe der sowjetischen Grenze jede Minute der Verfolgungsjagd und des Abschusses beobachtet hatten. In der Hamburger Wochenzeitung »Die Zeit« vom 4. Oktober 1996 schrieb er: »Wir machten einen raffinierten Kurzfilm... Das Video war eindringlich, überzeugend - und eine Fälschung. Unser Ausgangsmaterial waren die Mitschnitte der Gespräche zwischen den Fluglotsen und den sowjetischen Piloten. Wir fügten dem rus-
sischen Original-Ton eine englische Übersetzung hinzu und ergänzten ihn mit einer Chronologie des Geschehens sowie einer Karte. Unsere These lautete: Die Sowjets hatten bewußt und absichtlich ein Passagierflugzeug abgeschossen. Dabei hatten sie weder Warnschüsse abgegeben, noch das Flugzeug zum Landen aufgefordert.« In einem Brief an Präsident Reagan
forderte Außenminister George Shultz, den Film zum Herzstück einer massiven öffentlichen Kampagne »zur Ausbeutung des Vorfalls« zu machen. »Die Absicht dahinter war«, so Snyder heute, »den Abschuß mit dem Streit um die atomare Abrüstung zu verknüpfen. Der Film sollte die Glaubwürdigkeit der Sowjets in Frage stellen, um so die Bemühungen des Kreml zu untergraben, die europäischen NATO-Partner von der atomaren Nachrüstung abzubringen.«
Der Autor des Films setzt sich mit den in den letzten Jahren zusätzlich verfügbaren Materialien auseinander, aus denen hervorgehe, »daß ich damals unvollständige Informationen erhalten ha-
be; ausgewählte Äußerungen der Piloten und gar keine der Fluglotsen. Die yoll-''ständigen Äbfiorprotokö'lle 1 ' zeigen, ; Üäß die Russen der Überzeugung waren, Flug 007 sei ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug des Typs RC-135, die routinemäßig in dieser Gegend fliegen.«
Anfang der achtziger Jahre waren 47 dieser Spionagemaschinen im Einsatz, die eine militärische Version des Verkehrsflugzeugs Boeing 707 sind. Der Fernaufklärer RC-135 weist ein ähnliches Erscheinungsbild wie die 747 auf.
United Press berichtete unter Berufung auf Geheimdienstkreise, daß es zu den gängigen Praktiken dieser Spionageflugzeuge gehört, Maschinen verschiedener Luftverkehrsgesellschaften als Radardeckung zu mißbrauchen.
Seit den achtziger Jahren stellt das Pentagon für die Umrüstung von Zivilflugzeugen auf Spionage'betrieb einen Container zur Verfügung, der einen kom-
wenige Ausnahmen - die Gewerkschaften mit Verlusten konfrontiert sind, die nichts damit zu tun haben, daß uns scharenweise die Mitglieder davonliefen und uns den Rücken kehrten. Vielmehr liegt es daran, daß in Zeiten der Massenarbeitslosigkeit und der Einstellungsstopps die notwendigen Neueintritte fehlen.
? Beendet der Verbund diese Misere?
Diese Entwicklung ist noch nicht gestoppt. Sie schlägt auch auf den DGB, dessen Dienstleistungsangebot und Präsenz in den Regionen durch. Unter der tendenziellen Auszehrung des DGB haben kleine und mittelgroße Gewerkschaften besonders zu leiden. Aus Sicht der IG Medien sind wir schon aus diesem Grunde dringend darauf angewiesen, mit anderen gemeinsam beispielsweise regionale Geschäftsstellen zu halten oder neu zu gründen, um auch die einfache Erreichbarkeit der Gewerkschaft sicherzustellen.
? Ist örtliche Nähe allein nicht ein bißchen wenig?
Richtig. Die Menschen, die bei der Gewerkschaft Hilfe suchen - auch die, die noch nicht Mitglieder sind - haben sehr differenzierte Erwartungen und Ansprüche. Dieser Prozeß der Ausdifferenzierung wird sich weiter fortsetzen. Ich kann nicht mehr im Betrieb bei der Arbeitsorganisation, der Arbeitszeitgestaltung, beim Zusammenspiel von Freizeitinteressen und Arbeit nach einem einheitlichen Schema vorgehen. Doch das Einheitsbild der Gewerkschaftssekretäre, des »Apparats«, wie man das traditionell
pletten Satz von Fotokameras, Infrarotsensoren und Seitensichtradar inklusive Stromversorgung, p Aüfz'eichnurigsgerät und Datenwandler enthält.
Zehn Jahre nach dem Fiasko erfuhr Alvin Snyder aus dem Abschlußbericht der Internationalen Zivilluftfahrtbehörde ICAO, wie er manipuliert worden war. »Amerikanische Beamte kannten die Protokolle. Aus ihnen ging hervor, daß Major Gennadij Osipowitsch (der verteufelte Pilot des Suchoi-Jägers, der die tödlichen Raketen abfeuerte) das Flugzeug nicht identifizieren konnte, daß er mit den Flügelspitzen wackelte - eine international anerkannte Landeaufforderung.«
Die Tonbänder dokumentieren auch, was der Flugleiter dem Piloten sagte: »Das Objekt ist militärisch. Zerstören Sie es, sobald es unsere Grenze überschreitet. Machen Sie sich gefechtsbereit. Das Objekt hat die Grenzen überschritten. Zerstören Sie es.«
nennt, wird diesen differenzierten Erwartungen nicht mehr gerecht. Daher sind alle Gewerkschaften gezwungen, nach Wegen zu suchen, die Betriebsräte, die Beschäftigten mit ihren unterschiedlichen Erwartungen nicht allein zu lassen.
? Was verbessert da der Verbund?
Auf der Basis einer relativ kleinen Gewerkschaft mit 200 000 Mitgliedern wird die Schere zwischen differenzierten, anspruchsvollen Erwartungen und einer verhältnismäßig schmalen Basis von hauptamtlichen Gewerkschaftsbeschäftigten auf Dauer nicht zu schließen sein. Dazu ist auch eine gewisse Größe des gewerkschaftlichen Apparates notwendig. Das hat uns jetzt bewogen, den entscheidenden Schritt zu gehen mit zwei benachbarten Gewerkschaften - womöglich kommen noch eine vierte und eine fünfte hinzu - eine feste Form der Kooperation einzugehen, die genau diese Defizite überwindet.
? Es gibt im DGB auch Gewerkschafter, die einer einheitlichen Dienstleistungsgewerkschaft das Wort reden. Ist der Verbund die Vorstufe zu einer Fusion?
Die IG Medien hat im Unterschied zu anderen Gewerkschaften Fusionen stets abgelehnt. Wir müssen feststellen, daß diejenigen, die sich einer Gewerkschaft anschließen, die Nähe zur Gewerkschaft auch über ihren Beruf definieren und damit umgekehrt von der Gewerkschaft auch erwarten, daß diese sie professionell und kompetent in ihrer Berufsausübung unterstützt, daß also auch die Ge-
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