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PRIMA-Wohnungskauf

Neue Privatisierungsvariante in Lichtenberg Von Bernd Kammer

  • Lesedauer: 2 Min.

Das wäre etwas Neues: Keine Banken oder Immobilienfonds kaufen die Ostberliner Wohnungsbestände auf, sondern eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft tritt selbst als Zwischenerwerber auf. Ein solches Modell hat jetzt die Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg (WBL) kreiert: Sie will sich als Gesellschafter mit 25 Prozent am Zwischenerwerber ihrer Wohnungen, der PRIMA Lichtenberg GmbH, beteiligen. Diese Firma hat sie selbst initiiert.

5000 Wohnungen muß die WBL laut Altschuldenhilfegesetz privatisieren. Weil das an Mieter nicht zu schaffen ist, sah sich das Unternehmen nach Zwischenerwerbern um. »70 Angebote lagen uns vor, aber die waren wenig überzeugend«, so

WBL-Geschäftsführer Horst Müller Also habe man praktisch selbst einen Zwischenerwerber gegründet. Aus dem für die WBL tätigen Architektenbüro ASA wurde so die »PRIMA Wohnbauten Privatisierungs-Management GmbH«, bei der die WBL Mitgesellschafter wird. Weiteres Novum: Nach Verkauf der Wohnungen pachtet sie die WBL sofort zurück, bleibt auch Verwalter

Grund für diese ungewöhnliche Konstruktion seien vor allem soziale Aspekte, sagt der Geschäftsführer »Wir behalten Einfluß auf den Zwischenerwerber und sichern unsere Arbeitsplätze.« So könne man mitbestimmen, zu welchen Preisen die sanierten Wohnungen den Mietern zum Kauf angeboten werden bzw., falls diese nicht kaufen können oder wollen, an wen die Wohnungen dann weiterveräußert werden. Ziel sei größtmöglicher Mieterschutz. So seien die Bewohner

praktisch vor Kündigung sicher, da PRI-MA auf Eigenbedarfskündigungen verzichtet. Diese Regelung werde auch auf eventuelle dritte Erwerber übertragen.

Durch die Pacht sollen den Mietern keine zusätzlichen Kosten entstehen. Die WBL kassiert weiterhin die normale Miete und bezahlt daraus die Pacht an die PRIMA. Mit diesem Geld wird die Sanierung der Wohnungen finanziert. Diese soll noch in diesem Jahr beginnen und, je nach Zustand der Wohnung, 800 bis 1500 Mark pro Quadratmeter kosten. Aus dieser Summe plus den 300 bis 800 DM/ m 2 , die die PRIMA für die unsanierten Wohnungen zahlt, bildet sich auch der Kaufpreis für die Mieter Müller: »Wir wollen unter 2000 DM/m 2 bleiben.«

Gestern hat der Aufsichtsrat der WBL dem Verkauf zugestimmt, und auch der Lichtenberger Privatisierungsbeirat signalisiert Einverständnis. »Wenn der Mieterschutz wasserdicht ist und auch der Erwerb der Wohnungen durch Mieter-Genossenschaften möglich ist, könnte das eine Lösung sein«, meint Beiratsmitglied und PDS-Bezirksverordneter Eckbert Krappe.

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