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Koivo und Indra?

Belegschaft wehrt sich gegen Plattmacherei Von Peter Kollewe

  • Lesedauer: 3 Min.

Am 11. Juni mußte für die Berlin-Kosmetik GmbH die Gesamtvollstreckung beantragt werden. Der US-Investor Raymond Learsy hat sich zurückgezogen. Der eingesetzte Sequester, der für die Wiederaufnahme der Produktion maximal fünf Millionen Mark benötigt, blitzte jedoch bei der Treuhand-Nachfolgerin BvS ab.

TV Tach Meinung der Bundesanstalt für I | vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) ist die Berlin-Kosmetik GmbH »platt wie eine Flunder«. Diese Einschätzung wurde, wie der Sequester Andreas Köhler gestern vor Journalisten kritisierte, am Mittwoch nachmittag in einer Krisenrunde bei der Treuhand-Nachfolgerin BvS getroffen. Die bekannten Kosmetikmarken »Koivo«, »Indra« und »Rainbow« laufen Gefahr, aus den Kosmetikgeschäften zu verschwinden.

Das Unternehmen mußte den Antrag auf Gesamtvollstreckung stellen. Bei dieser ostdeutschen Variante eines Konkursverfahrens stehe aber der Sanierungsgedanke deutlich im Vordergrund, betonte Köhler. Am Mittwoch legte er ein Konzept zur Rettung des Betriebs mit 100

Arbeitsplätzen vor Es sei jedoch in sieben Tagen unmöglich zu bewerkstelligen, was die Treuhand in vier Jahren nicht geschafft habe, meinte der Rechtsanwalt.

Der Stammbetrieb des Ex-DDR-Kosmetikkombinats mit den Standorten Weißensee und Marzahn hatte seit März 1993 den New Yorker Unternehmer Raymond Learsy als Besitzer. Der übernahm den Betrieb für 38,5 Millionen Mark, wovon er elf Millionen über Bankkredite zahlte. Den »Rest« habe ihm die Treuhand erlassen. Seinerseits seien weder fachliche Kompetenz noch Investitionsmittel in das Unternehmen eingebracht worden, meinten Vertreter von Berlin-Kosmetik.

Seit zwei Monaten ruht aus Geldmangel die Produktion. Jetzt sind auch die Lagerbestände erschöpft. Zur Wiederaufnahme der Produktion benötigt der Sequester rund fünf Millionen Mark. Diese Summe verweigerte die BvS am Mittwoch mit der Forderung, das vorgelegte Konzept zu überarbeiten. Dann könne man bei einem neuen Termin gegebenenfalls eine »konzertierte Aktion« starten, wurde vermeldet.

Köhler hielt dagegen: Es sei ihm geraten worden, schnellstens die Privatisierung der Firma über den Verkauf der Warenzeichen vorzunehmen. Mit dem damit verbundenen Wegfall von 100 Arbeitsplätzen müsse man eben leben, so die lapidare BvS-Meinung.

Mit dieser Art der »Sanierung« findet sich die Belegschaft nicht ab. Sie protestierte gestern lautstark vor dem Fachgeschäft von Berlin-Kosmetik in der Friedrichstraße. Betriebsratsvorsitzende Ellen Reuter sprach von bewußter Täuschung seitens des Amerikaners. Der versprach im September 1996, einen Investor zu beschaffen. Ende Mai noch habe Learsy in einer politischen Runde, an der auch Berlins Wirtschaftssenator teilnahm, entsprechende Erklärungen abgegeben. Ihm sei geglaubt worden.

Natürlich sei jetzt auch die Berliner Landesregierung gefordert, schließlich stünden 100 industrielle Arbeitsplätze auf dem Spiel, meinte Köhler.

»Koivo«, »Indra« und »Rainbow« haben im Osten Deutschlands einen Bekanntheitsgrad von 95 Prozent, im Westen bis zu 10 Prozent. Die letzten Geschäftszahlen nennen 17 bis 18 Millionen Mark Umsatz, darunter um die fünf Millionen in Rußland. Große Handelsketten - REWE, Lidl& Schwarz, ROSSMANN, SPAR und METRO - hatten die Produkte von Berlin-Kosmetik fest in ihrem Programm. Per Fax teilten sie inzwischen mit, bei voller Lieferfähigkeit von Berlin-Kosmetik die Geschäftstätigkeit sofort wieder aufzunehmen.

Für rund eine Million Mark liegen Aufträge vor. Werde die Zwischenfinanzierung gewährt, könne in vierzehn Tagen wieder produziert werden, und er, Köhler, habe Zeit und Luft für die Suche nach Investoren. Zwei deutsche Unternehmen aus der Branche sowie ein Investment-Unternehmen hätten Interesse bekundet. Doch Verhandlungen brauchten Zeit. Wenn allerdings nicht bis zum Monatsende die benötigten fünf Millionen vorliegen, sieht der Sequester schwarz.

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