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  • Politik
  • Stella AG übernimmt Mehrheit der Kinogruppe Flebbe

Konzentration in der Film Wirtschaft

  • Horst Knietzsch
  • Lesedauer: 3 Min.

Die deutsche Kinolandschaft ist aufgeteilt. Das Kino an der Ecke, in dem der Besitzer oder Betreiber noch selbst den Projektor bediente, 'ist weitgehend verschwunden. Das Massengeschäft wird heute in den großen Kinos gemacht, die neue Filme republikweit schnell und mit hohen Kopienzahlen einsetzen. Deutsche und amerikanische Konzerne beherrschen den Markt, der auch vom Kapital anonymer Geldgeber gespeist wird.

Die Hamburger Kinogruppe Flebbe gehört zu den führenden, wenn auch relativ kleineren Unternehmen der Branche. Zur ?Zeit betreibt sie in Deutschland 37 Kinocenter. Darunter sind acht Multiplex-Anlagen unter den Namen »Cinemaxx« und »Maxx«. Die UFA Theater AG operiert dagegen mit nahezu 470 Kinos und expandiert ebenfalls weiter. In den kommenden Jahren will die Flebbe-Gruppe 20 neue Multiplexkinos eröffnen. Wie

Hans Joachim Flebbe kürzlich erklärte, sei die Expansion gesichert, weil sich die Stella AG jetzt mit 60 Prozent an der Flebbe-Gruppe beteiligt. Damit ist sie Mehrheitseigner

Die Stella AG bezeichnet sich gern als Deutschlands führendes Musical- und Entertainment-Unternehmen. Ihr Umsatz belief sich 1995 auf 336 Millionen Mark. Zur Stella gehören 50 Tochterunternehmen mit 4500 Beschäftigten. Stella finanzierte die Aufführung von Musicals wie »Cats« (Hamburg), »Starlight Expreß« (Bochum), »Les Miserables« (Duisburg), »Das Phantom der Oper« (Hamburg), »Miss Saigon« (Stuttgart). Mehr als 17 Millionen Zuschauer haben seit 1986 Musical-Inszenierung der Stella besucht. Der Erfolg wurde weitgehend organisiert, Reisebüros, Hotels, Busunternehmen in die Logistik eingespannt. Die großen Städte kamen der Stella AG entgegen, unterstützten mit Steuergeldern den Bau von Musical-Palästen, belebten damit den Tourismus. Die Stella ist zu 50 Prozent an der Deutschen Entertainment AG in

Berlin beteiligt. Die betreibt mit dem Berliner Veranstalter Peter Schwenkow das Variete Wintergarten und in Stuttgart das Friedrichsbau-Variete. Für 1998 ist die Eröffnung eines Musicaltheaters am Potsdamer Platz in Berlin geplant, für das Metropol-Theater, falls es dann noch existiert, und das Theater des Westens eine ernsthafte Konkurrenz.

Die Stella AG, die im Herbst mit 49 Prozent ihres Aktienkapitals an die Börse gehen will, gehört dem Stuttgarter Immobilien- und Kulturunternehmer Rolf Deyhle, einem schillernden Finanzjongleur Wie eine Berliner Zeitung zu berichten wußte, hat Deyhle seine Karriere als Steuerberater begonnen und in Kenntnis der Gepflogenheiten des Immobiliengeschäfts als 24jähriger die erste Million gemacht. Sein Vermögen werde heute auf über eine Milliarde geschätzt, von der die Hälfte in Kunstschätzen angelegt sei. Deyhle hat sich nicht nur die Rechte für den deutschen Markt an den Musicals von Andrew Lloyd Webber gesichert. Auch in der amerikanischen Filmwirtschaft hat er mehrere hundert Millionen Mark investiert, ist Mitfinanzier des Films »JFK«. Sein verschachtelter Besitz hat Rolf Deyhle schon einmal zum Stolpern gebracht. Wegen Steuerhinterziehung, im Zusammenhang mit dem Trickfilm »Sport Billy«, wurde er 1994 zu einer Buße von 800 000 Mark verurteilt. Für einen Finanzmakler seiner Grö-ßenordnung eine Summe, die sich verschmerzen läßt.

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