BüSEI Lothar Tippach OB werden will
Oberbürgermeister-Wahl: PDS präsentiert Kandidaten Von Marcel Braumann, Leipzig
Der 61jährige Tippach will, daß Leipzig eine »Wohlfühlstadt« wird. Die Zeiten für kostspielige Projekte seien vorbei
Foto: Armin Kühne
Nach dem Ende der Ära Lehmann-Grube werden die Karten neu gemischt - davon ist nicht nur der PDS-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Dr Lothar Tippach, überzeugt. Bei der letzten Oberbürgermeisterwahl erreichte er im zweiten Wahlgang einen zweiten Platz hinter dem früheren Oberstadtdirektor von Hannover, der Leipzig seit 1990 regiert. Zum 30. Juni 1998 hört Hinrich Lehmann-Grube auf, im April nächsten Jahres wird voraussichtlich zeitgleich mit der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt das neue Oberhaupt der Plei-ßestadt gewählt. Oder auch noch nicht, falls keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht. Die Konkurrenz in einen zweiten Wahlgang zu zwingen, ist Tippachs erstes Wahlziel. Dann werde man weitersehen, jedenfalls sei die »OB-Kandidatur eine ernsthafte Geschichte«. Dem Diplomwirtschaftler, der zu DDR-Zeiten in ökonomischen Leitungsfunktionen tätig war und seit 1992 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH) arbeitet, trauen Freund und Gegner zu, den OB-Posten tatsächlich ausfüllen zu können. Sogar die »Bild«-Zeitung kürte Tippach einst zu einem der »Beweger« der Stadt. So ist der verheiratete Vater zweier Kinder, darunter der PDS-Bundestagsabgeordnete Steffen Tippach, nicht nur seit fast sieben Jahren Fraktionschef im Stadtrat, sondern auch erste Wahl seiner Partei für höhere politische Weihen.
PDS-Stadtvorsitzender Dietmar Pellmann beendete mit der Präsentation von Tippach auf einer Pressekonferenz am
Rande der Stadtdelegiertenkonferenz am Sonnabend Spekulationen um die mögliche OB-Kandidatur bekannter Bundespolitiker- »Wir haben uns Prominenz von außen nicht gewünscht.« Schon vor einem Monat hatte Pellmann im Mitteilungsblatt der Leipziger PDS auf eine Person orientiert, »die in Leipzig wohnt, hier bekannt ist und der man einen wirklichen Kurswechsel im Rathaus auch zutraut.« Letzteres dürfte weder von Lehmann-Grubes Wunsch-Nachfolger Wolfgang Tiefensee (SPD) noch vom mutmaßlichen CDU-Bewerber Peter Kaminski zu erwarten sein. Denn beide arbeiten als Beigeordnete für Jugend, Schule, Sport bzw Finanzen in großkoalitionärer Verbundenheit unter Regie des amtierenden OB. Offiziell gewählt wird der OB-Kandidat Tippach übrigens erst auf der nächsten Stadtdelegiertenkonferenz. Doch nachdem er jetzt unter großem Beifall seine Bewerbung angekündigt hat, gilt die Nominierung als sicher Bis dahin wird auch ein Wahlprogramm erarbeitet. Eine Zweitwohnsitzsteuer, die Studenten und Lehrlinge nicht eindeutig ausschließt, werde es mit ihm nicht geben, kündigte Tippach schon mal mit Blick auf aktuelle Pläne im Rathaus an.
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