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Die böse Entdeckung Kolumbus

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Ingolf Bossenz

»Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdekkung«, meinte Georg Christoph Lichtenberg. Jetzt soll sich der Wegbereiter europäischer Eroberer wegen »Massenmord, Vergewaltigung, Plünderung und Raub von Kulturgut« vor Gericht verantworten. Das jedenfalls plant der Verband »Copin«, in dem sieben indigene Organisationen Mittelamerikas vertreten sind.

Das auf den ersten Blick absurde Vorhaben kann sich durchaus mit anderen Absurditäten messen. Werden doch auch nach den pompösen Feierlichkeiten anläßlich des 500. Jahrestages der »Entdeckung« Amerikas die Verbrechen der Kolonisatoren und der Genozid an den Ureinwohnern weiter als zivilisatorische Leistungen gefeiert. So findet sich beispielsweise in einem Werbeprospekt für kanadi-

sches Büffelfleisch von der jüngsten Grünen Woche in Berlin eine verblüffende Reminiszenz: »Die Büffel erleichterten den weißen Pionieren die Erschließung des Landes. Es gab genügend Fleisch, während die Pioniere die Bäume fällten und die ersten Felder anpflanzten.« Die »weißen Pioniere« in offenbar menschenleeren Weiten, wo es nur mit Bäumen und Büffeln fertigzuwerden galt.

Inzwischen hat die Pelzindustrie und deren Lobby ihr Herz für die Indianer entdeckt. Entschlossen wird Front gemacht gegen eine »zweite Entmündigung durch die Europäer«. Nichts anderes sei der Boykottaufruf von Tierschützern gegen Pelzprodukte von Tieren aus Fallenfang. Damit werde die Lebensgrundlage der Ureinwohner Nordamerikas in Frage gestellt. Daß große Teile dieser Menschen mit

tierquälerischem Fallenfang ihr Dasein fristen müssen, liegt wohl auch daran, daß ihnen die Landnehmer viele Formen der Erwerbstätigkeit verschlossen haben. Auch wurde das Fallenstellen erst zum Erwerb, nachdem die Kolonisation Amerikas einen entsprechenden Markt für Felle geschaffen hatte. Mit denen andere sich »schmücken« und vor allem das große Geschäft machen - dank Kolumbus.

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