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Nicht Rieger, sondern Luxemburg

  • Rene Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Jürgen Rieger ist-spätestens seitdem er das Warschauer Ghetto als »hygienische Maßnahme« bezeichnete - ein bundesweit bekannter Rechtsextremist. Nur die Bundeswehr weiß von nichts.

Bei Fahrzeugen scheinen sich Bundeswehr und Rechtsextreme schnell einig. Bundeswehr-Hochschulreferent Roeder sahnte bei seinen Gastgebern ab - und die wiegelten ab: Es sei nur ausrangiertes Material gewesen.

Noch älter - weil aus Wehrmachtsbeständen - waren die Fahrzeuge, mit denen Roeders Rechtsanwalts- und Rechtsextremismuskollege Jürgen Rieger am 20. Juli 1990 (ausgerechnet am Tag des Anti-Hitler-Putsches!) zur Bundeswehrschau im holsteinischen Putlos vorgefahren sein soll. Zudem erinnert sich Nazi-Aussteiger Hasselbach an Freibier-Parties, Ballerei und Kasernenübernachtung.

Möglich, schließlich donnert der Nazi-Multifunktionär, dessen Name mit dem rechten Hetendorfer Schulungszentrum und der vom Verfassungsschutz beobachteten »Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltenforschung« verbunden ist, per Nazipanzer über seine schwedische Flur Die bewirtschaftet er mit Gleichgesinnten dank EU-Fördermitteln.

Die bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Annelie Buntenbach wollte vom Verteidigungsministerium wissen, was an der Rieger-Sache dran ist. Eilig versicherte Rühes Staatssekretär Klaus Rose (CSU), daß Rieger zwischen 90 und Januar 98 nicht offiziell auf dem Militärgelände war Die bewußten Fahrzeuge hätte das Motor Technica Museum Bad Oeynhausen gestellt. Was dessen Geschäftsführer Holger Veh - mit Hinweis, er werde bei weiterer Rufschädigung juristisch reagieren - bestritt. Aus gutem Grund, das Museum existierte zum angegebenen Zeitpunkt noch gar nicht.

Zugleich bedauerte Veh, daß sich zu den Bundeswehrveranstaltungen Teilnehmer, »die nicht als loyale Staatsbürger gelten können«, angemeldet hatten. An Rose gewandt, schrieb Veh weiter-»Insofern finde ich es bedauerlich, daß es von Ihrer Seite zu keiner Kontaktaufnahme gekommen ist. Es hätte im Vorfeld doch einiges geklärt werden können.«

Den Vorfall mit Rieger hat Rose bis heute nicht aufgeklärt. Man muß Prioritäten setzen. So hat Rühes Mann »für Spitzensport, Verwaltung, Musikkorps, Seelsorge und den Haushalt« unlängst Berliner Gymnasiasten (nachzulesen in der Schülerzeitung »Papyrus«) erklärt, was ihn wirklich nervt. »Ich selber bin entsetzt, daß jedes Jahr 100 000 Menschen für die linksradikale Terroristin Rosa Luxemburg demonstrieren.«

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