- Politik
- 51. FRIEDENSFAHRT
Uwe Ampler preschte an die Spitze
Leipziger Bert Dietz gewann Königsetappe nach Zwickau/Heute ist Halle Zielort Von unserem Berichterstatter Eckhard Galley
Die Königsetappe von Cheb nach Zwickau über 239 km hatte ihren Namen verdient. Herrliches Frühsommerwetter, erstmals der lohnende Abstecher nach Rehau und Hof in die alten Bundesländer, wo viele Zuschauer den Friedensfahrern ihren Willkommensgruß entboten, dann die dreifache 25,5-km-Schleife über den Aschberg. Unterwegs so viele Zuschauer wie bisher auf keiner Etappe - 300 000.
Zu diesem Flair kam ein sportlicher Kampf, der mit an vorderster Stelle der Friedensfahrt-Annalen seinen Platz finden dürfte. Bei Kilometer 75 wurde für eine neunköpfige Ausreißergruppe ein Vorsprung von 18 (!) min gestoppt. Mit dabei auch einer der Kandidaten auf das gelbe Trikot: Bert Dietz vom Team Telekom. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Rückstand von 14:57 min auf den bisherigen Spitzenreiter, Chann McRae (USA), mehr als wettgemacht.
Doch die Erfahrung der letzten Tage lehrte, daß Ausreißer am Ende keine Chance hatten. Die Vorentscheidung sollte am Klingenthaler Aschberg fallen. Als die letzte der drei Bergrunden bewältigt war, gab es an der Spitze des weit auseinandergezogenen Feldes diese Situation: Das Duo Bert Dietz und Artur Krasinski (Polen) führte, 50 Sekunden später die beiden Mroz-Fahrer Dainis Ozols und Thomasz Brozyna, 3:40 min nach den beiden Führenden Stephan Gottschling
und Jaromir Purmensky, dann mit einem Abstand von 7.25 Uwe Ampler und Raimondas Rumsas. 35 s hinter diesen beiden die eigentliche Top-Gruppe mit Steffen Wesemann, Bjarne Riis, Andrea Dolci und Pjotr Wadecki.
Würde Ampler die Distanz zu Wesemann ausbauen können? In diesem Falle winkte ihm das gelbe Trikot. Das hatten nicht nur die Telekom-Begleiter gecheckt, sondern auch Mroz-Teamchef Pjotr Kosmala. Der ordnete an, daß seine beiden Männer Ozols und Brozyna auf Ampler und dessen Begleiter Rumsas warten sollten. So wunderten sich die Zuschauer an den dicht gefüllten Straßenrändern Au-
erbachs über die geruhsame Fahrt der beiden Mroz-Warter Als die beiden Duos sich vereinigt hatten, führten sie auf dem
Kurs durch die Nebenstraßen nach Zwikkau hinein ein Mannschaftsrennen allererster Güte vor Der Vorsprung zur Wesemann-Gruppe wuchs peu ä peu. Im Ziel
Renner faßten es als Leihgabe auf, andere, so weiß die Chronik, eher als Geschenk ...
1958: Es ist eine der Etappen, die zu Sternstunden einer Laufbahn werden. Fast vom Start an in der Spitzengruppe Raymond Mastrotto, ein 24jähriger Maurer aus Paris. Sechs Kilometer vor dem Leipziger Zentralstadion fährt der Au-ßenseiter dann sogar allein weg. Drei Kilometer später hat er 300 Meter Vorsprung. Da stürzt er - und rettet sich doch noch als Sieger durchs Ziel. 100 000 Zuschauer jubeln minutenlang.
1968: Der Belgier Jozef Schroeters gewinnt bei Rund um Hradec Kralove die zweite Etappe in Folge. Von 107 Startern sind zur Halbzeit der Fahrt schon 34 ausgeschieden. DDR-Mannschaftsarzt Dr Siegfried Israel im ND: »Ich kann jeden beruhigen, der befürchten sollte, dieses
betrug er zwischen der Ampler- und der Wesemann-Gruppe 2:42 min, so daß Uwe Ampler neuer Träger des gelben Trikots wurde! Die Etappe gewann der Leipziger Bert Dietz vor seinem Begleiter Krasinski.
7. Etappe, Cheb - Zwickau (239 km): 1. Dietz (Team Telekom/Leipzig) 6:11:42, 2. Krasinski (Pol) gl. Zeit, 3. Gottschling (Agro Adler/Cottbus) 28 s zur., 4. Purmensky (Tsche), 5. Ozols (Mroz/ Let), 6. Rumsas (Mroz/Lit), 7 Brozyna (Mroz/Pol), 8. Ampler (Mroz/Leipzig) alle gl. Zeit, 9. Wadecki (Mroz/Pol) 3:08, 10. Trumheller (Deutschland I) 3:10, 11. Wesemann (Telekom/Frankfurt/O.), ... 13. Riis (Telekom/Dän) gl. Zeit.
Gesamt: 1. Ampler 32:15:34, 2. Wesemann 2:17 min zur., 3. Wadecki 2:24, 4. Rumsas 2:37, 5. Dolci (Cantina Tollo/Ita) 2:38, 6. Riis 2:40, 7 McRae (Saturn/USA) 4:06, 8. Thomas Liese (Leipzig) 5:46, 9. Bencik (Tsche) 11:35,10. Sonne (Catina Tollo/Dän) 12:38, 11. Dietz 12:42.
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