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Sachsen-Sextett im Himalaya ohne Gipfelsieg
Schneetreiben und erfrorene Zehen statt Mont Everest Von Klaus Wilk, Kathmadu
Die gewaltige Natur im Himalaya war stärker als die starke Mannschaft sächsischer Bergsteiger, die mit ihrer Expedition »MakEv '98« zwei der Eisund Felsenriesen besteigen wollten.
Erstes Ziel sollte der Gipfel des »Makalu« (8463 m) sein. Er gilt als der fünfhöchste Berg der Erde, aber auch als ein ziemlich schwieriger Bei einem Gipfelerfolg hatte ein Teil des Sextetts vor, zum alpinen Olymp, dem »Mont Everest« (8848), zu gehen. Aber sie konnten auch die Götter nicht gnädig stimmen, denn nach dreimaligem Versuch, zunächst auf die Spitze des »Schwarzen Berges« zu gelangen, mußten die mutigen Sachsen wieder umkehren.
Schon recht gut akklimatisiert durch ihren Trekkingmarsch zum Basecamp auf 4700 Metern Höhe, hatten die Alpinisten Karsten Kügler, Heiko Züllchner
(beide Dresden), Frank Meutzner (Freiberg), Frank Gräfe (Pirna), Jörg Stingl (Chemnitz) und Teamchef Götz Wiegand Ende März mit dem Aufbau des Advance Basecamp (ABC), dem vorgeschobenen Basislager (5400) sowie der weiteren Hochlager begonnen. Schon beim Ausbau der Route mit Fixseilen für den späteren Aufstieg hatten die Sportler mit dem berüchtigten Sturm am Berg und auch oftmals starkem Schneefall zu kämpfen. Etwa bis Mitte der letzten April-Dekade »standen« die Lager, und die vorgesehene Strecke war gefixt.
So konnte der erste Gipfel-Vorstoß unternommen werden. Die Equipe kam dabei bis auf rund 150 Meter unter den Gipfel, doch den weiteren Weg versperrten Schneefall und Lawinengefahr, so daß sie umkehren mußten.
36 Stunden war die Crew in diesen Höhen unterwegs, da sie ihr Ziel aufgrund des Schneetreibens nicht finden konnten. Kälte und Flüssigkeitsmangel
kamen hinzu, Erfrierungen an den Zehen von zwei Bergsteigern mahnten. Den stellvertretenden Team-Chef Frank Meutzner hatte es besonders erwischt, er mußte nach erster Vorsorge die Heimreise antreten. Frank Gräfe sah für sich am Berg weiter oben keine Chance mehr und stieg aus.
So startete ein Quartett zum zweiten Anlauf auf den höchsten Punkt. Auch andere Bergsteiger, beispielsweise russischbulgarischer, tschechischer und österreichischer Expeditionen, hatten sich dieses Ziel gesteckt. Doch das Vorhaben der sächsischen Mannschaft blieb erneut unbelohnt, denn Sturmböen hatten Zelte auf dem Sattel des Makalu zerstört und zwangen, abermals den Rückzug anzutreten. Für drei von ihnen lief aber auch die Zeit bis zum geplanten Heimflug ab, so daß nur noch Götz Wiegand »vor Ort« bleiben und einen dritten Versuch unternehmen konnte.
Seine letzten Reserven mobilisierend, begann der Dresdner bei relativ günstigem Wetter seinen Aufstieg. Er wollte nach eigenen Worten »sehr schnell sein, keine Zeit vergeuden«. Allerdings wollte er mit seinen bereits lädierten. Zehen auch kein Risiko eingehen. Die Ärztin hatte ihm in Aussicht gestellt, daß es bei einer erneuten Erfrierung nicht nur beim Verlust von Zehen bleiben würde. Und so kehrte dann auch Götz Wiegand im Mai um.
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