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mnm Berlin: Sieben Kliniken zur Schließung empfohlen

Institut schlägt Privatisierung der städtischen Krankenhäuser vor

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Peter Kollewe

Gravierende Einschnitte in Berlins Krankenhauslandschaft sieht das Gutachten zur künftigen Bedarfsplanung vor, das vom Senat vor sieben Monaten in Kiel in Auftrag gegeben und gestern vorgestellt wurde.

Sieben Berliner Krankenhäuser sollen geschlossen werden. Weitere 16 Standorte verschwinden durch Zusammenführungen. Das bedeutet einen weiteren Verlust von 3562 Betten. Im Gegensatz zu verordneten Schrumpfungen der letzten Jahre, die vor allem die Häuser im Ostteil betrafen, soll nun die Majorität von 3368 Betten im Westteil abgebaut werden. Diese Zahlen gehen aus dem Gutachten des Kieler Instituts für Gesundheits-System-Forschung hervor, das dessen Geschäftsführer, Fritz Beske, vor Journalisten erläuterte.

Als weitere gravierende Veränderungen empfehlen die Gutachter die Privatisierung der verbliebenen 12 städtischen Krankenhäuser Diese werden dazu in drei Regionen potentiellen Interessenten offeriert: als Region West die Häuser Moabit, Spandau und Reinickendorf, als Region Ost Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Urban und Hellersdorf sowie als

Region Süd Zehlendorf, Auguste-Viktoria und Wenckebach. Hinzu kommen als Einzelangebote das Krankenhaus Neukölln sowie das Klinikum Buch. Die Charite soll als einziges Universitätsklinikum Bestand haben. Für das Klinikum Benjamin Franklin der Freien Universität wird die Umwandlung in ein Krankenhaus der Zentralversorgung vorgeschlagen.

770 Millionen Mark Einsparungen errechneten die Gutachter durch die Privatisierungen. Sie haben gleichzeitig Berlin verglichen mit dem Bundesgebiet sowie von Fall zu Fall mit dem Stadtstaat Ham-

bürg und dem Raum München. Was Institutsdirektor Johannes Hallauer zu der Frage verleitete, warum in Berlin nicht auch so kostengünstig wie anderswo gearbeitet werden könne.

Danach sind die Kosten je stationärem Behandlungsfall in Berlin mit 9353 Mark um 601 Mark höher als im Hamburg. In der Gesamtsicht sind das 363,8 Millionen Mark, die Berlin teurer ist. Erreicht Berlin das Niveau der Bayern-Metropole, spart das 1,055 Milliarden Mark. Jedoch warnte Beske vor einer undifferenzierten Betrachtung der Fakten und Zahlen.

Warnungen aus der Politik betreffen die Komplett-Privatisierung des öffentlichen Bereiches, was dem Berliner Krankenhausgesetz, das Trägervielfalt festlegt, zuwiderläuft. »Überraschend ist, daß dieses Gutachten, das mit dem Ziel in Auftrag gegeben wurde, strukturelle Vorschläge zu erarbeiten, mit Brachialgewalt der Totalprivatisierung das Wort redet«, erklärten Dagmar Pohle und Ingeborg Simon von der PDS-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Sie vermissen Aussagen zumindest über die Zahl der von den Schließungen betroffenen Beschäftigten. Darüber konnte (oder wollte) Beske keine Auskunft geben. Gesundheitsexperte Bernd Köppl von den Bündnisgrünen bezeichnete die Standortschlie-ßungen als platte Umsetzung der Forderungen der Krankenkassen. Seite 17

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