PLATTENBAU

  • Lesedauer: 3 Min.
In Zeiten von Turbokapitalismus und Download-Boom nimmt sich "pläne" wie ein gutmütiger alter Fisch aus, der inmitten von gefräßigen Haien schwimmt. Lieb gewonnen hat man ihn, schließlich versorgt er uns seit vier Jahrzehnten mit feinen Musiken«, so schreibt Frank Schuster freundlich im Szeneblatt »Folker« zum Jubiläum des aufrechten Linkslabels. Marsch der Minderheit - 40 Jahre deutsches Lied bei Pläne«, das ist ein sperriger Titel für eine bemerkenswerte Doppel-CD. Pläne Records gratuliert sich damit selber zum 40. Geburtstag. Und so ist »Marsch der Minderheit« von Hanns Dieter Hüsch nicht nur Titelgeber, sondern auch der erste von insgesamt einunddreißig Songs, die ich allesamt gerne noch einmal gehört habe. Die erste CD verführt mich noch einmal in die frühen 60er Jahre. Minnegesang wechselt sich mit Arbeiterliedern ab. Dieter Süverkrüp singt mir noch einmal von der »Hexenverbrennung«, Dietrich Kittner sein »Sozialdemokratisches Mailiedchen«, Fasia Jansen lädt noch einmal ein »Kommt lasst uns trinken«. Eine Wiederbegegnung auch mit »Mein Michel« von Zupfgeigenhansel« und Hannes Waders »Erinnerung«. Neu für mich: Hölzerlips mit »Unter der Linden« oder auch Hein und Oss Kröhers »Der Pfahl« . Noch einmal agitiert (durcheinandergeschüttelt) werden durch Politrock von Floh de Cologne: »Der amrikanische Freund« und Lok Kreuzberg »Tempo Mann«. Auf der zweiten CD dokumentiert »pläne« vorrangig das Beste der Veröffentlichungen der letzten Jahre. Akustischer Höhepunkt ist die Klarinette von Giora Feidman, die zusammen mit dem Sopran Katja Beers Schuberts »Der Jüngling am Bache« feiert. Und dann sind sie alle noch einmal versammelt, die Heldinnen und Helden des inhaltsvollen anderen deutschen Liedes. Konstantin Wecker und Hannes Wader mit »Genug ist nicht genug«, Anne Haigis mit »Schatten deiner Nacht«, »Der Kreis« von Inga Rumpf und Ina Deter mit »Niemals«. Statt Väterchen Franz hier Sohn Jan Degenhardt mit seinem »Marathon Berlin«. Erst Ende letzten Jahres erst veröffentlichte der »pläne«-Verlag als Vorgriff auf seinen 40. Jahrestag das hochwertigen Album »pläne@world«. Der Weltmusik-Redakteur und Schallplattenunterhalter DJ Badre Lammaghi hat diese CD als einen abwechslungsreichen Streifzug durch 40 Jahre internationales »pläne«-Repertoire arrangiert wie ein »Konzert der Weltmusik«. Und es verwundert kaum, wie nah sich jüdische Klezmermusik und spanischer Flamenco, irischer Folk und amerikanischer Jazz stehen. Die Musik auf »pläne@world« kommt dann auch aus Südamerika, Russland, Israel, USA, Spanien, Frankreich, England, Schottland, Griechenland, Irland und anderen Teilen der Erde. Die erste Langspielplatte von »pläne« erschien 1965: »Lieder des europäischen Widerstandes gegen den Faschismus 1933-63«. Ein weiteres Kleinod der Verlagsgeschichte: Die erste Mikis-Theodorakis-LP in der Bundesrepublik, der ein unter abenteuerlichen Umständen aus dem KZ geschmuggeltes Tonband zu Grunde lag. »Der Spiegel« über »pläne«: »Linkes Liedgut, von den Musikkonzernen vernachlässigt, beschert dem kleinen Dortmunder »pläne«-Verlag einen überraschenden Boom.« Glückwunsch zum 40. Hanno Harnisch
Marsch der Minderheit - 40 Jahre deutsches Lied bei Pläne Label; plaene@world, Pläne SonyBMG
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