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  • Politik
  • Gad Granach erzählt sein Leben

Große Liebe Israel

  • Sabine Neubert
  • Lesedauer: 3 Min.

Gad Granach ist ein begnadeter Erzähler Sein Buch »Heimat los!« gehört zu den kurzweiligen, nachdenkenswerten und zugleich bildenden Büchern, die so rar geworden sind. »Man hält mich für den besten Witze-Erzähler der Stadt, und ich hoffe, diesem Ruf gerecht zu werden«, sagt er am Ende seines Lebensberichts. Die Stadt ist Jerusalem, wo der heute 84jährige Gad Granach mit seiner Katze Mottek in einem kleinen Häuschen mit Terasse lebt, viele Freunde und noch mehr zu erzählen hat und hellwach die Tages- und Weltereignisse wahrnimmt, kritisch vor allem, sozusagen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Aber das Lachen hat doch den Vorrang. Das Buch ist eine Liebeserklärung an Jerusalem und das Land Israel, das er selbst - wie so viele andere jüdische Emigranten aus Deutschland durch seiner Hände Arbeit mit aufgebaut hat.

»Heimat los!« ist der Titel des Buches, nicht »Heimatlos«. Für ihn, so sagt er, sei Heimat da, wo er sich über Beamte ärgere und wo sein Bett stehe. Er ärgert sich natürlich über viel mehr, er teilt die Ängste um sein Land mit den Menschen dort, er trauert um verlorene Träume. Gad Granach reist viel, auch wieder nach Deutschland, »aber ich würde immer nach Israel zurückkommen«. Man hat Gad Granach mit Charlie Chaplin verglichen. Tatsächlich bringt er wie dieser mit seiner tiefsinnig-witzigen Art die Dinge auf den - oft wunden - Punkt. Aber ein Schauspieler ist der Sohn des großen Schauspielers Alexander Granach nicht geworden.

Das Buch ist auch interessant als Sohnes-Porträt. Mit Vater und Mutter teilte

er das Schicksal der Emigration. Alexander Granach lebte zuletzt bekanntlich in New York und hat uns das wunderbare Buch »Da geht ein Mensch« hinterlassen. Gerhard Granach, wie er damals noch heißt, wächst bei seiner Mutter auf, die Eltern haben sich sehr früh wieder getrennt. Im großzügigen, turbulenten Berliner Haushalt seines Vaters lernt der Junge die Boheme und die berühmten Schauspieler seiner Zeit kennen. Der politischen Weitsicht der Eltern verdankt er die Rettung aus Deutschland. Im Hamburger jüdischen Auswanderungszentrum Hachscharah bereitet sich der junge Mann auf Palästina vor. »Daß es in Hamburg dieses Heim gab, war wie ein Wunder. Es rettete mich davor, durch die Kamine von Auschwitz zu verschwinden ... Der Beruf für Palästina war Backofenbauer.« Also wird er Maurer. 1936 geht er in Haifa an Land, er arbeitet in einem Kibbuz, wird Hilfspolizist bei den Briten, Bauarbeiter in Tel Aviv und Lokomotivführer am Toten Meer. Er kämpft in einigen Kriegen mit, arbeitet 17 Jahre im »Hebrew Union College«, einem großen archäologischen Zentrum in Jerusalem, und schließlich in einem Kinderdorf. Am meisten ärgert sich Gad Granach heute, wenn ahnungslose Journalisten oder die »Siedler« aus Brooklyn kommen, alles besser wissen und von allem Besitz ergreifen. Nur wer Bäume gepflanzt hat, kann mitreden.

Gad Granachs Lebenserinnerungen nehmen einen ganz besonderen Platz unter den Berichten ein, die an das 50jährige Bestehen von Israel erinnerten.

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