EBI Michaela Lindner wieder Politikerin?
Transsexuelle strebt erneut Mandat an Von Marcel Braumann
Die abgewählte transsexuelle Bürgermeisterin der Gemeinde Quellendorf (Sachsen-Anhalt), Michaela Lindner (PDS), möchte in Berlin wieder ein politisches Mandat wahrnehmen.
Lindner, die sich im März der operativen Geschlechtsumwandlung unterziehen will, hat für ihre politischen Pläne die Unterstützung Gregor Gysis, wobei noch offen ist, ob eine Kandidatur für eine Bezirksverordnetenversammlung oder das Abgeordnetenhaus in Frage kommt. Ein Gespräch zwischen Lindner und dem PDS-Landesgeschäftsführer gab es bereits, im März werde sich der Landesvorstand der Partei mit dem Thema befassen, sagt der Berliner PDS-Pressesprecher Axel Hildebrandt. Landesvorsitzende Petra Pau habe sich bisher we-
der für noch gegen diese Kandidatur ausgesprochen.
Noch ist ja auch Zeit, die Wahlliste fürs Landesparlament soll Ende Mai aufgestellt werden, die Bezirke nominieren ihre Kandidaten im Mai und Juni, die Wahlen finden im September statt. Britta Ferchland, stellvertretende Landesvorsitzende der PDS Sachsen-Anhalt^ besuchte die Genossin vorgestern in'Beflihi Ferchland ist »froh, daß sie wieder Fuß gefaßt hat« - nach all den Anfeindungen im vergangenen Jahr in Quellendorf. Lindner sei in Berlin bereits »Kultfigur«, wie man beim Besuch von Cafes bemerken könne, und wolle »in der Weltstadt probieren, ob es dort toleranter zugeht als in Quellendorf«.
Michaela Lindner, die unter ihrem ursprünglichen Namen Norbert Lindner zum Bürgermeister gewählt worden war, wurde aus den Reihen der Transsexuellen-Szene um eine politische Kandidatur gebeten. Nachdem sie als erste und ein-
zige transsexuelle Bürgermeisterin Deutschlands amtierte, wäre sie nun wohl die erste transsexuelle Abgeordnete der Republik. In Quellendorf galt sie bis zu ihrem Outing als erfolgreicher Kommunalpolitiker, doch mit der Transsexualität kam die Mehrheit der Dorfbewohner nicht zurecht. Derzeit arbeitet Lindner an einem Spielfilm-Drehbuch über die Auseinandersetzung um ihre Person mit.
Ferchland hofft, daß Lindner durch die Erfahrungen in Berlin von ihrer in Quellendorf geäußerten Absicht ablasse, in Bälde Deutschland zu verlassen. Nun meldet sie sich jedenfalls erst einmal in Berlin an. Mit ihrer Ehefrau Jutta, die mit den beid-<sn:-T-öchterB..aus- i dem;ge-! .meinsameii Haushalt in, QueUendqrf aus-'“ gezogen war; verbindet sie nach Wie vor 1 ein freundschaftliches Verhältnis. In Berlin möchte Michaela Lindner, die während des Streits um ihre Transsexualität auch den Arbeitsplatz verloren hat, ein Zeichen für Toleranz im Umgang mit Minderheiten setzen.
Diese Perspektive fasziniert auch Gregor Gysi, der ihr telefonisch seine Sympathie bekundete, an einer solchen Kandidatur, zumal sich Lindner auch in der kommunalpolitischen Arbeit mit überdurchschnittlich guten Ergebnissen hervorgetan habe. Nun müssen die Gremien der Berliner PDS entscheiden.
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