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Atomarer Störfall in Rheinsberg

Im stillgelegten Kernkraftwerk gelangte verseuchte Spülflüssigkeit ins Druckluftnetz

  • Lesedauer: 2 Min.

(ADN/ND). Im stillgelegten Kernkraftwerk Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) ist es zu einem Störfall gekommen. Einige Liter einer radioaktiv verseuchten Spülflüssigkeit seien bereits am Montag bei einem planmäßigen Reinigungsvorgang in eine Rohrleitung des Druckluftnetzes im Überwachungsbereich gelangt, teilte die Energiewerke Nord GmbH (EWN) als Betreiber erst am Donnerstag in Rostock mit. Umweltbelastungen habe es nicht gegeben. Personen seien nicht geschädigt worden. Die Verseuchung sei »eingegrenzt« und das radioaktive Spülwasser aus dem betroffenen Leitungssystem entfernt worden.

Als Ursache nannte EWN-Sprecher Manfred Meurer menschliches Versagen. Ein Techniker habe einen Hahn falsch aufgedreht. Aufgrund der geringen Menge des Wassers habe aber selbst dieser Mann keine Überdosis abbekommen.

Die Grünen des Landes haben nach

dem Störfall gefordert, den Abriß des Werks unverzüglich zu stoppen. Der Zwischenfäll bestätige die Forderung der Grünen nach einem »kontrollierten Verbleib« des Kraftwerks am Ort, sagte Landesvorstandssprecher Friedrich Heilmann gestern. Es gebe »keine gesicherte Technologie« für einen risikofreien Abriß von Kernkraftwerken. Ein solcher Rückbau müsse jedoch mit »größtmöglicher Sorgfalt« angegangen werden. In dem Rheinsberger Forschungsreaktor arbeite »vergleichsweise hochqualifiziertes Personal«. Dennoch sei nun ein Arbeiter radioaktiv belastet worden, wenn auch laut Kraftwerksbetreiber unterhalb der Grenzwerte. Heilmann fügte hinzu: »Die Grenzwerte sind grundsätzlich anzuzweifeln«.

Umwelt-Staatssekretär Rainer Speer nannte die Grünen-Forderung »widersinnig«. Viel riskanter als der Rückbau wäre es nach seiner Auffassung, den Ver-

suchsreaktor stehenzulassen. »Die Anlage ist störanfällig, deshalb muß sie weg.« In den vergangenen Jahren sei bereits »eine Menge Radioaktivität« ins Grundwasser gelangt. Die Technologie zum Abbau der Anlage bezeichnete Speer als sicher. Das Umweltministerium wird sich laut Speer am Freitag über die Details des Störfalls vom Kraftwerksbetreiber informieren lassen.

Das Atomkraftwerk Rheinsberg wurde 1990 abgeschaltet und erhielt 1995 die Stillegungsgenehmigung. Derzeit befinden sich drei Castorbehälter mit je 84 radioaktiven Brennelementen auf dem KKW-Gelände. Ein weiterer Castorbehälter soll im Laufe des Jahres beladen werden. Alle vier Behälter sollen dann nach EWN-Angaben in das Zwischenlager Rubenow bei Lubmin gebracht werden. Darüber hatten sich die Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg 1998 geeinigt.

Auf dem Gleis des Kraftwerkes fand die Polizei am Dienstag in der Nähe eines Bahnüberganges eine Signaltafel. Etwas weiter ein Kabel einer Lichtsignalanlage mit dem Gleis verbunden. Hinweise auf Täter gebe es noch nicht. Neben möglichen politischen Motiven wird auch ein Kinderstreich nicht ausgeschlossen.

Daß der Vorfall erst am Donnerstag bekanntgegeben wurde, begründete der EWN-Sprecher damit, daß die Abstimmung mit den zuständigen Behörden so lange gedauert habe.

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