Golfbälle ins Meer?
Umstrittenes Urlaubsvergnügen
Von Norbert Suchanek
Nichts ist unmöglich, auch Golfspielen während einer Kreuzfahrt nicht. Am Heck der Ozeanriesen stehend dürfen die Traumschiffurlauber, die auch auf Hoher See nicht von ihrem Lieblingssport lassen können, die Golfba'lle zu ihrer sportlichen Befriedigung einfach ins Meer dreschen. Während mancher zu Hause dreimal überlegt, in welche Tonne er den leeren Joghurt- Becher stecken soll, läßt sich die Kreuzfahrtbranche über die zahllosen ins Meer geschlagenen, kleinen Plastikbälle keine grauen Haare wachsen. Die Millionen ins Meer gewaschenen Plastiktüten, die vor allem Schildkröten und Delphine gefährden, seien viel schlimmer als die schnell auf den Meeresgrund absinkenden Golfbälle, begründete beispielsweise kürzlich Starlight Cruises. Das in Durban ansässige Ozeanografische Institut (ORI) von Südafrika gibt dem Kreuzfahrtunternehmen zwar im Prinzip recht, da bereits erheblich mehr an Land verschossene Golfbälle über die Flüsse in die Weltmeere gelangen und noch kein wesentlicher Umweltschaden wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Dennoch ist das Institut nicht gerade erfreut über die neue Art von Meeresverschmutzung. Damit der Hochsee-Golfsport langfristig nicht zu einem echten Meeresproblem werde, empfiehlt es deshalb die Entwicklung und Verwendung von garantiert harmlosen, biologisch abbaubaren Golfbällen.
Vielleicht dachten die Ozeanografen bei diesem Ratschlag auch mit Mitleid an die Tiefseearchäologen der Zukunft. Geht der Kreuzfahrt- und Golftrend so weiter, werden die zukünftigen »Schatztaucher« eines Tages statt historischer Golddublonen oder Silbermünzen kleine, weiße, nichtverrottende Plastikbälle finden. ?<??,
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.