- Politik
- Thomaskantor Hans-Joachim Rotzsch zum 70.
Musizieren mit Humor
Er war der 15. evangelische Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach. 1972 berief man Hans-Joachim^ Rotzsch, den einstigen Thomärier, in diösöM Verantwortungsvolle Amt.
Noch während des Studiums am Institut für Kirchenmusik der Leipziger Musikhochschule begann in dem weltberühmten Leipziger Knaben-und Jungmänner-Chor seine solistische, aber auch stimmbildnerische Arbeit. Der damalige Thomaskantor Günter Ramin war auch sein Orgellehrer am Institut. Klavier studierte Hans-Joachim Rotzsch bei Amadeus Webersinke, Gesang bei Paul Losse. Bessere Lehrer für die Aufgaben in seinem späteren Amte konnte er sich kaum wünschen. Zunächst aber war er als lyrischer Tenor erfolgreich. Aufnahmen bei Funk und Schallplatte dokumentieren das. Besonders auf seinem Spezialgebiet - Konzert-und Oratoriengesang - war er ein gefragter Solist. Seine frische, technisch souverän geführte klare Stimme brachte ihm bald internationalen Erfolg,
zumal in den Evangelisten-Partien Bachs. Gelegentlich gab es auch durchaus beachtenswerte Abstecher auf die Opernbühne.
Aber im Gegensatz zu seinem von den Dresdner Kruzianern kommenden Te-““'h'or^Kö'llegen Peter Schreier ging er doch wieder in die Chorarbeit. Er wurde Thor, maskantor Die Gesangskarriere ging zu Ende. Und nur gelegentlich zeigte Hans-Joachim Rotzsch, wenn bei Studio-Produktionen mit seinen Thomanern mal ein Solist ausfiel, daß er im Solo-Fach noch immer mehr als eine »Aushilfe« war.
Den Thomanern tat dieser Kantor mit seinen stimmpädagogischen Erfahrungen von Anfang an gut. Er war ein strenger Meister, aber auch ein Mann voll befreienden Humors, für die jungen Sänger Erzieher und Freund. Er verstand es, eine lockere, spannende Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Mit den ihm anvertrauten Stimmen ging er verständnisvoll um. Rotzsch forderte viel, ohne zu überfordern.
Mit ihm kam ein neuer, frischer Klang in den Chor. Im Volkslied wie bei Bach. Die Thomaner-Tradition war bei diesem
Sänger-Pädagogen in guten Händen. Aber sie wurde auch geöffnet für neue Impulse der Interpretation, zumal der Musik Bachs und seiner Zeitgenossen. Die knapp zwei Dezennien der Ära Rotzsch in Leipzig waren so überaus erfolgreich. Und die Passionen, das Weihnachtsoratorium, die weltlichen wie kirchlichen Kantaten des ersten Thomaskantors wurden auf neue Weise lebendig unter diesem unermüdlichen 15. Thomaskantor Rundfunk-Übertragungen sowie eine Fülle von, SchallplatteneinspielungenvUnter seiner Leitung fügten der ruhmvollen ThöMäh'ef-Ges^hich^rieueSerte^hi'nzu.
Noch bevor das zweite Dezennium seines Kantorats zu Ende ging, entließ man ihn auf Grund kläglicher Anschuldigungen, er habe Kontakte zur Staatssicherheit gehabt: Das war freilich kein Ruhmesblatt in der Geschichte der Thomaner. In der Pleißestadt stieß damals die Absetzung auf heftigen Protest.
Rotzsch war nicht der einzige, dessen Ruf und Können auch nach der Wende im Ausland unvermindert weiter wirkte. Er wurde als Professor ans Salzburger Mozarteum berufen. Und »daheim«, zumal im Sächsischen, waren auch künftig Konzerte.unter seiner Leitung erfolgreich und gut besucht wie zuvor.
Die Ära Rotzsch hat in der fast 800jährigen Geschichte der Leipziger Thomaner einen wichtigen Platz. Am Sonntag feierte er seinen 70. Geburtstag.
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