Rotstift regiert bei Bahntrans
Mitarbeiter des Logistikriesen bangen um Jobs Verkehr Von Manfred Radioff
Arbeitsplatzabbau und Reingineering sollen das von den Belgischen Eisenbahnen gekaufte Unternehmen »Bahntrans« wieder in die Gewinnzone manövrieren.
Seit längerer Zeit bereits schreibt der in Duisburg ansässige Logistikdienstleister Bahntrans rote Zahlen. Für das vergangene Jahr registrierte die Chefetage im monatlichen Durchschnitt einen Fehlbetrag von 8 Millionen Mark. Neben den Verlusten gab es spektakuläre Veränderungen in der Führungsebene wie die Abberufung von Eckard Gatzke, dem bisherigen Vorsitzenden der Geschäftsführung.
Präsent ist das Unternehmen mit 37 Niederlassungen, darunter auch mit mehreren in den neuen Bundesländern. Bahntrans fungierte ursprünglich als Stückgutunternehmen der Deutschen Bahn (DB) AG, bevor die Firma im Herbst
1998 zu 90 Prozent von den Belgischen Eisenbahnen und deren Logistiktochter ABX übernommen wurde.
Jetzt ist Kostensenkung angesagt. Bis Ende 2000 will die ABX Logistics Bahntrans GmbH, so die Unternehmensbezeichnung seit der Übernahme, 813 der 3650 Stellen »einsparen«. Fixiert sind die angekündigten Stellenkürzungen in einem Sozialplan, den Aufsichtsratsvorsitzender Etienne Schouppe und Gesamtbetriebsratsvorsitzender Manfred Klamma in Brüssel unterzeichneten. Schouppe hofft, dass rund 400 Mitarbeiter die Möglichkeit nutzen, zur DB AG zurückzukehren. Von dem jetzt proklamierten Stellenabbau betroffen seien vorrangig Mitarbeiter in der Verwaltung und im Lager. Den millionenschweren Sozialplan sieht der Belgier nach eigener Aussage als Investition in die Zukunft. Allerdings macht er keine Aussage darüber, wieviel dies genau kosten werde.
Parallel zur Realisierung des Sozialplans startet das Unternehmen ein sogenanntes Reingeneering-Programm. Es soll
der Verbesserung der internen Organisation und der Stärkung der Wettbewerbsposition auf dem internationalen Logistikmarkt dienen. Ziel sei es, im Laufe des zweiten Semesters 2000 ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften, so Schouppe. An ehrgeizigen Visionen fehlt es den belgischen Eigentümern nicht. So stehen Firmenkäufe im Ausland vorn auf der Prioritätenliste. Allerdings fehlt es wie zu erfahren ist - bisher an Übernahmekandidaten. Angekündigt hat der Aufsichtsratsvorsitzende zudem Investitionen - unter anderem in neue Frachtzentren und eine leistungsfähigere Datenverarbeitung.
Doch angesichts der tiefgreifenden wirtschaftlichen Probleme des Unternehmens fürchten zahlreiche Mitarbeiter, dass es nicht bei den angekündigten Arbeitsplatzstreichungen bleibt. Betriebsratsvorsitzender Manfred Klamma zeigt sich allerdings optimistisch. Er will sich bei Erreichen der Pluszone für eine Gewinnbeteiligung der Beschäftigten einsetzen. Diese Absicht zeige, dass die Belegschaft weiter an die Zukunft des Unternehmens glaube. Inzwischen steht aber auch fest: Die Bezeichnung Bahntrans wird in wenigen Monaten vom Markt verschwunden sein. An ihre Stelle werde laut Etienne Schouppe ein Firmenname treten, der die Zugehörigkeit zur ABX-Gruppe deutlicher mache. Bahntrans habe »in einigen Regionen Deutschlands« keinen »so guten Klang«. So liege eine Umbenennung nahe.
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