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- Vom Sex-Star zur Tierschützerin - Brigitte Bardot wird 65
Mama nannte sie Bri-Bri
Am 28. September wird sie 65. Als junge Frau, in den Fünfzigern und ?Sechzigern, war sie einmal eines der Idole des französischen Films. Als erotische Provokation und als Galionsfigur ihrer Produzenten und Regisseure trat sie zum Kampf gegen die drallen Pin-up Damen des amerikanischen und britischen Films an, war drauf und dran, Sofia Loren und Gina Lollobrigida, die Superstars des italienischen Films, von den Titelseiten der bunten Blätter zu verdrängen. Mit der Bardot war eine neue Farbe in die Kinos gekommen, denn sie war mehr als der kurvenreiche Vamp, ein Objekt männlicher Begierden. Die Filmfiguren der Bardot waren sinnlich, selbstbewusst, naiv und gleichzeitig nicht frei von Exhibitionismus und versehen mit einem Hauch sexueller Revolte. Was bisher im Film zumeist nur den Männern zugestanden wurde, freie Wahl der Partnerin und Bestätigung in der Liebe, die Bardot nahm das Privileg sexueller Selbstbestimmung im Film und im Leben auch für sich in Anspruch.
Zwölf Jahre hatte sich Brigitte, nicht ohne Erfolg, einer klassischen tänzerischen Ausbildung gewidmet, als Mama 1949 ihrer Tochter, die sie Bri-Bri nannte, einen Auftritt als Mannequin einer Modenschau vermittelte. Wenig später lächelte die 15-Jährige von der Titelseite des
Foto: Reuters/Gaillard
»Jardin des Modes«. Im August 1949 nimmt Roger Vadim, Assistent des Regisseurs Allegret, Verbindung zu BB auf, der geplante Film bleibt unvollendet, doch die Presse hat ihre Schlagzeilen über die sexuellen Beziehungen Vadims zu einer Minderjährigen, die daraufhin einen Selbstmordversuch unternimmt. Vadim schreibt die Drehbücher ihrer ersten Filme und 1952, da ist die Bardot 18, heiraten sie.
Roger Vadim hatte einen guten Blick für die schauspielerischen Möglichkeiten seiner Frau, und als er 1956 mit dem Film »Und immer lockt das Weib« debütierte, erschien mit der Bardot an der Seite von Curd Jürgens ein neues Sexsymbol Frankreichs auf der Leinwand. Die Ehe mit Vadim hielt fünf Jahre, danach begann das wilde, nymphomane Leben der Brigitte Bardot. Sie sang Chansons im Fernsehen,
tanzte mit den Gipsy Kings wilde Zigeunertänze, hatte Affären mit Jean-Louis Trintignant, lebte mit dem Sänger Sascha Distel zusammen, heiratete den Schauspieler Jacques Charrier. Die dritte Ehe, mit dem deutschen Playboy Gunter Sachs, war nach drei Jahren beendet. In der Beziehung zu Serge Gainsburg entstand »Je t'aime«, ein musikalischer Weltschlager. Zwanzig Jahre folgte Film auf Film, Plattenaufnahmen, rauschende Feste, orgiastische Parties ... und aus heiterem Himmel zog sich Brigitte Bardot 1973, nach ihrem 45. Film, aus dieser Glitzerwelt zurück. Sie widmete sich fortan einem eigenen Zoo, machte sich weltweit als.Tierschützerin einen Namen, protestierte gegen das gnadenlose Abschlachten von jungen Robben. Als sie 1992 den Geschäftsmann d'Ormale heiratete, einen Mitstreiter von Le Pen, den Führer der rechtsradikalen Nationalen Front, begab sie sich in ein anrüchiges politisches Fahrwasser.
In vielen ihrer Filme hat die Bardpt mit hervorragenden Regisseuren Frankreichs und des Auslands und exzellenten Schauspielern zusammengearbeitet: »Das Gro-ße Manöver« (mit Gerard Philipe, Michele Morgan), »Mit den Waffen einer Frau« an der Seite von Jean Gabin, »Babette zieht in den Krieg« mit Jacques Charrier, »Die Wahrheit« mit Sami Frey, Charles Vanel, »Privatleben« (Marcello Mastroianni), »Viva Maria« (Jeanne Moreau), »Die Novizinnen« (Annie Girardot), »Petroleum-Miezen« (Claudia Cardinale), um nur einige zu nennen: Filme, die wir auch in den kommenden Jahrzehnten noch mit Vergnügen ansehen können.
Als Brigitte Bardot vor drei Jahren ihre Biografie »B.B. - Memoiren« veröffentlichte, hat das einigen Wirbel verursacht. Im Oktober wird sie »Fortsetzung und Schluss« in Paris vorstellen, was jetzt schon einigen Leuten unruhige Stunden bereitet.
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