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Seefahrerschule von Sagres

  • Lesedauer: 3 Min.

Der Infant Henrique (1394-1460), dritter von fünf Söhnen des Königs Joao I. (Johann I. der Verteidiger), war ein außergewöhnlicher Prinz, asketisch, streng gläubig. Das einzige Schlachtengetümmel, an dem er je beteiligt gewesen ist, war im Jahre 1415 der erfolgreiche Sturm auf die maurische Festung Ceuta im Südwesten

der Iberischen Halbinsel. Dann zieht er sich vom kriegerischen und höfischen Leben zurück. In Sagres, auf dem Felsplateau von Kap Sao Vicente, Europas südwestlichster Spitze, wird ein Palast für ihn gebaut, die »Villa Tercanabal«, eine »Nautische Akademie«. Mit einigen Gleichgesinnten lässt er sich dort nieder, um seinen seefahrerischen Träumen nachzugehen, Pläne für ein portugiesisches Weltreich zu entwerfen.

Henrique gründet die Seefahrerschule von Sagres, die einen geradezu legendären Ruf erlangt. Neue Seefahrtstechniken werden erprobt und jungen Seeleuten vermittelt. Auf den Werften wird ein neuer Schiffstyp konstruiert und gebaut, der seetüchtiger und manövrierfähiger ist als alle herkömmlichen Segelschiffe - die Karavelle. Zielgerichtet werden Entdeckungsfahrten ausgerüstet. Madeira und

Porto Santo werden kolonisiert, die Kapverdischen Inseln ins Reich einverleibt.

Es beginnt; das so genannte »Kapspringen« entlang der afrikanischen Westküste, Kap für Kap immer ein Stückchen weiter in Richtung Südspitze des »Schwarzen Kontinents« auf dem Weg nach Indien: Kap Bojadoir, Kap Blanco, Kap Verde, weiter zur Mündung des Rio Grande, nach Guinea, wo in der Bucht von Arguin 1448 die erste portugiesische Siedlung angelegt wird. Als Dom Henrique am 13. November 1460 in seinem Palast in Sagres stirbt, sind die Anker für das portugiesische Kolonialreich geworfen.

Die rosefarbene Banknote der banco de Portugal in Höhe von 10 mils escudos - also 10 000 Escudos, umgerechnet rund 100 Mark - zeigt das Bildnis des Infanten Henrique. Auf der Rückseite ist eine Karavelle abgebildet. Insofern allerdings ist

das kein Einzelstück unter den portugiesischen Geldscheinen. Auf allen Noten blinken die Segel, sind Schiffe abgebildet und Seefahrtsutensilien. Alle Geldscheine sind mit dem Porträt eines Mannes geschmückt, dessen Werk mit den Entdeckungen der Welt verbunden ist.

Joao de Barros (1496-1570) ist es auf dem Fünfhunderter. Er schrieb ein groß angelegtes Werk über die Eroberungen und Seefahrten der Portugiesen, das er nach dem Vorbild des römischen Geschichtsschreibers Livius in Dekaden einteilte. Auf dem Tausender ist Pedro AlvarezCabral(1467/68-1526) zu sehen. Im Jahre 1500 hat er auf der Fahrt von Lissabon nach Indien die Küste Brasiliens bei Porto Seguro entdeckt und das Land zum portugiesischen Besitz erklärt. Der Zweitausender ist Bartolomeo Diaz (um 1450-1500) gewidmet. Er umsegelte als Erster das afrikanische Südkap. Als er in der Nähe des Kaps der Guten Hoffnung bei einem Schiffbruch den Seemannstod fand, hatte er den Weg für Vasco da Gama (1468/69-1524) bereitet. Fünftausend Escudos - das ist die Banknote für den Mann, der mit einem Geschwader von vier Schiffen am 22. November 1497 das Kap der Guten Hoffnung umschiffte und schließlich am 20.

Infant Henrique führt auf dem Zehntausender gleichsam als Flaggschiff die Segler-Serie der portugisischen Banknoten an

Mai 1498 das indische Calicut erreichte. Dom Henriques Werk war vollendet, der Seeweg nach Indien erobert.

Nicht weit entfernt vom Denkmal der Entdeckungen am Ufer des Tejo befindet sich eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Portugals: Der Torre de Belem. Dieser Festungsturm wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts gebaut, zum Schutz des Hafens Restelo, wo die Entdeckungsreisen ihren Ausgang genommen hatten. Der Turm ist ein Prachtstück reinsten manuelinischen Stils, benannt nach König Manuel I. (1495-1525), reich geschmückt mit Türmchen, Zinnen, Erkern, Figuren sowie ornamentalen Verzierungen maritimer Herkunft, gedrehten Tauen und Korallen.

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