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mnm Türke ermordet sieben Landsleute

Verschmähter Liebhaber löscht Familie mit Amoklauf nahezu komplett aus

  • Lesedauer: 3 Min.

Von Herbert Kloss, Bielefeld

Offenbar aus verschmähter Liebe hat ein 34-jähriger Türke am Dienstagabend in Bielefeld sieben Landsleute ermordet. Der verheiratete Mann und Vater von vier Kindern drang in ein Mehrfamilienhaus ein, in dem seine 17-jährige Angebetete Esergül wohnte, verletzte sie schwer und tötete sechs ihrer Familienangehörigen mit 18 Schüssen. Nach einer dramatischen Flucht richtete sich der Täter in Tübingen selbst.

Nach Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft spielte sich das Drama wie folgt ab: Kurz nach 21 Uhr hatten im Bielefelder Stadtteil Sudbrack Anwohner die Polizei alarmiert: Es habe mehrere Schüsse im Haus Koblenzer Straße Nr. 21 gegeben. Minuten später stürmten Polizeibeamte das Mehrfamilienhaus. In der im 1. Stock gelegenen Wohnung fanden sie in zwei Zimmern einer türkischen Familie sechs Tote: drei Männer und drei Frauen.

Die 17-jährige Geliebte des mutmaßlichen Täters starb am Mittwochnachmittag in einer Klinik. Eine weitere Frau hatte der Täter durch Schüsse lebensgefährlich verletzt. Der neunjährige Ali sah mit an, wie der Täter seine Familie regelrecht hinrichtete. Er überlebte mit zwei Kleinkindern das Kapitalverbrechen.

Nach sofort eingeleiteten Ermittlungen führte die Spur zu dem 34-jährigen Mehmet K. Der war inzwischen mit dem Auto nach Süddeutschland geflüchtet. Von Reutlingen bis Tübingen gab es eine wilde Verfolgungsjagd. Am frühen Morgen erkannte der Mann offenbar seine Ausweglosigkeit, sprang aus dem VW-Bus und erschoss sich vor den Augen der entsetzten Polizeibeamten des Sondereinsatzkommandos. K. hinterlässt seine schwangere Frau und vier Kinder.

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Klaus Metzler handelt es sich bei dem Blutbad offenbar um eine Familientragödie. Bis vor einem Jahr hatte Mehmet K. in Bielefeld gewohnt. Er war im Ortsteil Brackwede Vorbeter (»Hodscha«) in der

Moschee und Religiorislehrer. Er kümmerte sich auch um Kinder und Jugendliche. Dabei hat er auch das spätere Opfer, das 17-jährige Mädchen, kennen gelernt. Angeblich hatte er auch eine intime Beziehung zu ihr. Deshalb verlor er die Arbeit. Er bat später den Vater des Mädchens um seine Eheeinwilligung. Doch der lehnte das Ansinnen des verheirateten Mannes kategorisch ab. Mehmet K. verzog mit seiner Frau nach Tübingen, wo er an der Fachhochschule studierte. Nachdem er erfahren hatte, dass die junge Frau angeblich inzwischen mit einem anderen Mann verheiratet ist, kam er offenbar voller Wut zurück nach Bielefeld, schellte zunächst bei einer anderen türkischen Familie im Erdgeschoss, rannte hinauf und löschte binnen Minuten die Familie nahezu aus.

Ein ähnliches Beziehungsdrama spielte sich in der gleichen Nacht in Duisburg ab. Dort erstach ein 24-jähriger Türke seine Ehefrau und tötete sich anschließend ebenfalls selbst.

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