Probleme bei der Mondsichtung
Uneinigkeit über den Beginn des Fastenmonats Ramadan im Mittleren Osten
Von Thomas Ruttig, Peshawar
Uneinigkeit über den Beginn des Ramadan herrschte in diesem Jahr erneut in einigen Ländern des Mittleren Ostens. Gleich zu drei verschiedene Zeitpunkten begann der islamische Fastenmonat in den Nachbarstaaten Pakistan und Afghanistan: Letzten Mittwoch in Afghanistan, am Donnerstag in den Stammesgebieten auf der pakistanischen Seite der Grenze zwischen beiden Staaten und erst am Freitag im übrigen Pakistan. Eigentlich gibt der Koran klare Anweisungen in dieser Angelegenheit, denn das Fasten ist eine von nur fünf Regeln, deren Einhaltung alle Moslems der verschiedenen Konfessionen verbindet. »Wer von euch den Mond sieht, der beginne das Fasten«, überlässt die zweite Sure des Koran die Entscheidung noch dem Individuum.
Allerdings hat sich seit den Zeiten des Propheten Muhammad einiges verändert.
Auch die Sichtung des Mondes wurde institutionalisiert. Zu Lebzeiten des Proheten umfasste die Gemeinde der Muslime nur einige Städte und Stämme in der Arabischen Wüste, so dass keinerlei Streit aufkommen konnte. Heute verteilen sich die Gläubigen über zehn Zeitzonen zwischen Marokko und dem Osten Indonesiens. Dazu kommen große Moslem-Gemeinden in Nordamerika und Australien. Differenzen ergeben sich vor allem daraus, an welchem Ort der Mond zuerst gesichtet werden muss. Einige Moslems, darunter die meisten in Afghanistan, hören buchstäblich auf Radio Mekka aus der Heiligen Stadt. Die afghanischen Schiiten richten sich nach Teheran oder Qom. In Pakistan geht es nach den örtlichen Gegebenheiten. Angesehene Geistliche bilden so genannte Komitees zur Sichtung des Mondes. So bald der erste Lichtschein seiner hauchdünnen Sichel auftaucht, verkünden sie den Ramadan-Beginn. Die Stämme an der pakistanisch-afghanischen Grenze haben vom Gebirge aus ei-
nen besseren Blick, was ihnen einen eintägigen Vorsprung vor dem Flachland-Pakistanis verschafft.
Tatsächlich verbirgt sich hinter den verschiedenen Zeitpunkten des Ramadan-Beginns das Ringen um Einfluss zwischen verschiedenen religiösen Zentren und Mullahs. Das wissen auch die Pakistanis. Obwohl sie sich gerade im Fastenmonat demonstrativ zu ihrem Glauben bekennen, schließt das nicht aus, dass sie sich über die offiziellen Mondsucher lustig machen. Die meisten der Mullahs im Sichtungskomitee, heißt es in den Basaren Peshawars, seien so betagt und kurzsichtig, dass sie sich gegenseitig kaum auf zwei Metern erkennen könnten. Zudem war es am Donnerstag in Peshawar bewölkt. Trotzdem kam die Streiterei vielen gerade recht: Der astronomisch errechnete Ramadan-Beginn fiel auf den Freitag und das ist genau so unbeliebt wie Weihnachten am Wochenende in Deutschland. So sorgten die Mullahs wenigstens für ein paar zusätzliche arbeitsfreie Tage.
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